Nach Dschuang Dsi: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland

 

Inventionen

 

Herbstfluten

 

Die Zeit der Herbstfluten war gekommen, und hunderte von wilden Bächen ergossen sich in den großen Gelben Fluß. Seine Wasser schwollen und schwollen, so daß man von einem Ufer zum anderen nicht mehr den Ochsen vom Pferd unterscheiden konnte.

Der Gott des Gelben Flusses freute sich; er hatte das stolze Gefühl, daß nichts auf der Welt sei, das ihm nicht zu Gebote stand. Er ließ sich auf den herrlichen Fluten hinab treiben und kam so zum offenen Meer.

Dort wandte er sich gen Osten und blickte in die Ferne. Aber so weit sein Auge reichte, konnte er doch klein Ende des Wassers sehen.

Da rief er Jo, den Gott des Nordmeeres, und sagte zu ihm: „Gerade noch glaubte ich zu wissen, was wirkliche Größe ist. Nun aber sehe ich bei Euch erst, was das heißt: unerschöpflich sein!“

Jo aber sprach: „Mit einem Sommervogel kann man nicht über das Eis reden. Heute bist du über deine Grenzen hinausgekommen, du hast das große Meer gesehen und erkennst deine Ärmlichkeit. Nun kann ich mit dir über die große Ordnung reden.

Von allen Wassern der Erde gibt es kein größeres als das Meer, Frühling und Herbst verändern es nicht. Alle Flüsse der Erde fließen hinein, und doch nimmt es nicht zu. Die heiße Sonne verdunstet täglich das Wasser, und doch nimmt es nicht ab. Und auch ich bin zwischen Himmel und Erde nur wie ein Bäumchen auf einem großen Berg; was bin ich mehr als die Spitze eines Härchens am Leibe eines Pferdes? Und die, die sich selbst für groß halten, die dir gleichen, wie du soeben dein Wasser noch für das größte gehalten hast, soll ich die etwas große Männer nennen?“

Der Flußgott fragte: „Kann ich denn Himmel und Erde als groß und die Spitze eines Haares als klein bezeichnen?“

Jo vom Nordmeer antwortete: „Nein, innerhalb der wirklichen Dinge gibt es kein Anfang und kein Ende. Wer die Weisheit besitzt, überschaut das Ferne und Nahe, so daß ihm das Kleine nicht gering und das Große nicht wichtig erscheint, denn er erkennt, daß es keine fest gefügten Maßstäbe gibt. Er durchdringt mit seinem Blick Vergangenheit und Gegenwart, er trauert dem Vergangenen nicht nach und genießt ohne Ungeduld die Gegenwart, denn er weiß, es gibt keine ruhende Zeit.“

Der Flußgott fragte: „Entspricht es der Wahrheit, wenn der Meister sagt: 'Das Feinste hat keine Form, das Gröbste ist unsagbar'?“

Jo vom Nordmeer antwortete: „Vom Kleinen aus läßt sich das Größte nicht übersehen, vom Größten aus läßt sich das Kleinste nicht deutlich wahrnehmen; das Feinste ist nur das Kleinste vom Kleinen; das Gröbste ist nur das Größte vom Großen. Das Feinste und das Gröbste bleibt auf körperliche Form beschränkt; was keine Form hat, läßt sich nicht teilen, was unfaßbar ist, läßt sich nicht erschöpfen. Worüber man reden kann, ist das grobe Ding, worüber man sich besinnen kann, ist das feinste Ding. Das Feine und Grobe schlechthin entzieht sich aber allen Worten und Vorstellungen.“

Der Flußgott fragte: „Außerhalb und innerhalb der Dinge, wo ist der Punkt, da Großes und Kleines sich scheidet?“

Jo vom Nordmeer antwortete: „Von den Dingen aus betrachtet, hält ein jedes sich für wert und die andern für unwert. Von allen Dingen gibt es keines, was nicht größer wäre als andere, von allen Dingen gibt es keines, was nicht kleiner wäre als andere. Himmel und Erde sind nur wie ein Reiskorn; die Spitze des Haares ist wie ein Berg. Mit einem Rennpferd kann man am Tag tausend Meilen galoppieren, aber Mäuse fangen kann es nicht so gut wie ein Wiesel. Wie willst du das Haus von Größe und Kleinheit erkennen, wenn du dich zur Ordnung bekennst und nichts von der Verwirrung weißt? Du hast noch nicht die Gesetze des Himmels und er Erde durchschaut, da du dich an den Himmel hältst und nichts von der Erde wissen willst.“

Der Flußgott fragte: „Worin besteht der Wert des Lebens?“

Jo vom Nordmeer antwortete: „Wer das Gleichmaß der Kräfte schaut, dem können die Dinge nichts anhaben. Das Dasein aller Dinge eilt dahin wie ein rennendes Pferd. Die Jahre lassen sich nicht zurückholen, die Zeit läßt sich nicht aufhalten. Alle Dinge gleichmäßig umfangen, ohne Vorliebe, ohne Gunst, das sollst du tun, der Wandlung ihren Lauf lassen. Wer nicht durch Absicht sein Schicksal stört, wer sorgfältig sein Eigenes wahrt und nicht verliert, der kehrt zurück zu seinem wahren Wesen.“

 

 

 

Der Flußgott heiratet nicht mehr

 

Vor Zeiten lebten Zauberer und Hexen am Gelben Fluß, die sprachen: „Der Flußgott will jedes Jahr ein Mädchen heiraten, das man unter den schönsten Töchtern des Volkes aussuchen muß. Wenn ihr das aber nicht wollt, so werden Wind und Regen nicht zur rechten Zeit kommen, und es gibt Überschwemmungen und Mißernten.“

Wenn sie nun zur rechten Zeit ein Mädchen in einem reichen Hause fanden, so sprachen sie: „Diese ist erwählt.“

Die Eltern aber bestachen sie dann mit viel Geld. Die Zauberer ließen sich nach langem Reden auch erweichen und rieten den reichen Leuten, viel Geld zusammenzutragen, um ein armes Mädchen zu kaufen. Das taten die Leute, und die Zauberer machten das Geschäft; einen Teil des Geldes behielten sie für sich. Wenn einer aber nicht bezahlen wollte, dann bestimmten sie dessen Tochter zur Braut des Flußgottes, und man zwang sie, die Brautgeschenke anzunehmen, die ihnen die Zauberer brachten.

Als der Fürst Yüan hörte, wie das Volk dieser Gegend bitter unter dem Brauch seufzte, ließ er Meister Dschuang rufen und bat ihn um Rat.

Dieser sprach: „Lasse die Hexen und Zauberer hierher kommen, und gib mir danach Gewalt über die Leute.“

Als die Magier erschienen waren, sprach Dschuang Dsi zu ihnen: „Ich bin von weit hergekommen; bei Nacht bin ich durch Wüsten gewandert und bei Tag über Flüsse gefahren, denn ich habe gehört, daß ihr die Braut für den Flußgott auswählt. Den Hochzeitstag des Flußgottes sollt ihr mir anzeigen, denn ich will selbst zugegen sein und dem Gott meine Ehrung darbringen. Das wird ihn erfreuen und er wird allem Volk Segen spenden.“

Da freuten die Zauberer sich über die Worte des Philosophen und waren voll des Lobes über seinen Frömmigkeit.

Als nun die Zeit da war, machten sie ihm Meldung; Meister Dschuang zog sich Festkleider an, stieg in einen prächtigen Wagen und fuhr in festlichem Zuge prächtig ausgestatteten Kriegern, die ihm der Fürst Yüan überlassen hatte, zum Fluß.

Dort hatte sich alle Hexen und Zauberer versammelt und viel Volk war erschienen, um dem Schauspiel beizuwohnen. Die Braut wurde gebracht und auf ein Brautbett gelegt. Dann zog man ihr den Hochzeitsschmuck an und ließ Pauken und Trommeln erklingen.

Nun sollte das Mädchen in den Fluß geworfen werden, doch da erhob sich Dschuang Dsi und winkte, bis Ruhe eintrat.

Dann sprach er: „Nicht so eilig! Ich bin selbst erschienen, um der Braut das würdige Geleit zu geben. Zunächst aber gebietet es die Höflichkeit, daß jemand hinab ins Schloß des Flußgottes geht, um ihm Nachricht zu bringen, damit er selbst kommt und die Braut abholt.“

Er zeigte auf eine der Hexen uns sagte: „Du wirst gehen.“

Sie aber wollte nicht. Da winkte er den Kriegern, die er mitgebracht hatte, die packten die Hexe und stießen sie in den Fluß, der sie bald mit seinen gelben Fluten verschlang. Dann verging eine Stunde.

Dschuang Dsi aber sprach: „Das Weib versteht ihre Sache nicht, denn sonst wäre sie längst wieder zurück. Gehe du ihr nach und mache es besser!“ und dabei zeigte er auf einen der Zauberer. Dieser entfärbte sich vor Angst, aber die Krieger packten auch ihn und warfen ihn in die Fluten.

Wieder verging eine Stunde.

Dschuang Dsi begann aufs neue: „Dieser macht seine Sache ebenso schlecht. Wir werden einen besseren Boten schicken müssen.“

Dabei blickte er über die versammelten Hexen und Zauberer. Diese warfen sich vor Angst zu Boden, schrieen laut und flehten ihn an, sie zu verschonen.

Nach langem Zögern gab Dschuang Dsi nach und ließ sie im Namen des Fürsten Yüan schwören, daß sie nie wieder für den Flußgott eine Braut auswählen sollten. Sie knieten nieder und schworen. So war der alte Brauch für ewig abgetan.

 

 

Die Schildkröte

 

Der Fürst Yüan von Sung hatte um Mitternacht einen Traum. Er sah einem Mann mit zerzausten Haaren in der Tür stehen, der zu ihm sprach: „Ich komme aus großer Tiefe. Ich bin ein Abgesandter des Meergottes. Der Fischer Yü Tsiä hat mich gefangen.“

Als der Fürst erwachte, ließ er nach einem Fischer namens Yü Tsiä schicken. Der Fischer erschien bei Hofe.Der Fürst sprach: „Was hast du gefangen?“

Der Fischer antwortete: „Mir ist eine weiße Schildkröte ins Netz gegangen.“

„Du sollst sie mir schenken“, verlangte der Fürst.

Als sie gebracht wurde, wußte er nicht, was er tun sollte; er hätte sie gerne getötet, er hätte sie gerne am Leben gelassen.

Da rief er nach Meister Dschuang , der gerade in der Nähe weilte, und fragte ihn um Rat.

Dschuang Dsi sprach: „Die Götterschildkröte vermochte, dem Fürsten Yüan im Traum zu erscheinen, und doch vermochte sie nicht, dem Netz des Fischers Yü Tsiä auszuweichen. Daraus sieht man, daß auch der größte Geist seine unübersteigbaren Schranken und die größte Weisheit ihre Grenzen hat. Wenn einer auch die größte Weisheit besitzt, es drohen ihm doch die Ränke von tausend Menschen. Darum laßt ab von Euren kleinen Weisheit, und die große Weisheit wird Euch erleuchten. Laßt ab von Eurem Streben nach Geschicklichkeit, und Ihr werdet von selber geschickt.“

Da ließ der Fürst die Schildkröte töten, ihren Panzer ausschaben und als Orakelschale gebrauchen. Und kein einziges Orakel schlug fehl.

 

 

Der Schmetterling

 

Einmal traf Dschuang Dsi den Gott des Schicksals, fand ihn freundlich gestimmt und fragte ihn: „Neulich träumte mir, ich sein ein Schmetterling. Ich flatterte durch die milden Sommerlüfte, besuchte die schönsten Blüten, trank ihren köstlichen Nektar und fühlte mich wohl und glücklich. Auch wusste der Schmetterling nichts von Meister Dschuang, dem großen Philosophen. Da erwachte ich plötzlich und war wieder Dschuang Dsi, der Philosoph. Was der Schmetterling verneint, bejahe ich; was ich verneine, bejaht der Schmetterling. – So seltsam ist es mit der Wandlung der Dinge, obwohl doch zwischen Dschuang Dsi und dem Schmetterling sicher ein Unterschied besteht. Sage mir doch, großer Gott, wer bin ich? Bin ich Dschuang Dsi, der träumt, er sei ein Schmetterling oder bin ich ein Schmetterling, der träumt, er sei Dschuang Dsi?“

Den Gott des Schicksals erheiterte diese Frage und er sprach: „Du bist ein Narr, Dschuang Dsi! Und so einer will ein Philosoph sein? Besser als das Streben, jedem Nein des andern ein Ja und jedem Ja des andern ein Nein entgegenzusetzen, ist der Weg der Erleuchtung.“

Meister Dschuang widersprach heftig: „Es gibt aber kein Ding, das nicht vom Standpunkt des Ichs aus gesehen werden kann.“

Der Gott des Schicksals wurde ungeduldig: „Mit dem Brunnenfrosch kann man nicht über das Meer reden, er ist beschränkt auf sein Loch. Mit Dschuang Dsi kann man nicht über den Weg der Erleuchtung reden, denn er hat nur Meinungen. Du kennst nur Anfang und Ende, Geburt und Tod.“

Da bettelte Dschuang Dsi: „Bitte, du großer Gott des Schicksals, gib mir Rat, was soll ich glauben? Dass der Schmetterling aus mir hervorgegangen ist oder ich aus dem Schmetterling?“

Der Gott des Schicksals wendete sich verächtlich zur Seite und sprach: „Du siehst nur, was nun lebt und im Laufe der Zeit stirbt, oder was nun tot ist und im Laufe der Zeit lebt.“

Dschuang Dsi redete eifrig: „Aber was nun möglich ist, wird im Laufe der Zeit unmöglich, was nun unmöglich ist, wird im Laufe der Zeit möglich! Das ist meine Lehre von der Bejahung und Verneinung einer Behauptung!“

Der Gott des Schicksals wurde ärgerlich und sagte: „Du bist ein Sterblicher und bildest dir viel ein auf deine Philosophie. Und doch gleicht sie der des elenden Brunnenfroschs. Bleib' du in deinem engen Loch sitzen. Aber das rate ich dir: Ärgere nicht uns Unsterbliche durch falsche Lehren!“

„Und was rätst du mir, das ich an wahre Lehre verkünden soll?“ fragte Dschuang Dsi den Gott. „Denn ein Philosoph bin ich, und ein Philosoph muss die Wahrheit verkünden, das musst du doch einsehen!“

Der Gott sprach: „Du und deine Philosophie, auf euch trifft das Sprichwort zu: Wer hundert Wege kennt, hält sich für unvergleichlich klug. Wenn ihr Sterblichen aber über die Relativität der Brunnenfrösche nicht hinauskommt, dann macht sich der Erleuchtete frei von dieser Betrachtungsweise und sieht die Dinge im Lichte der Ewigkeit. Du bist Dschuang Dsi, du bist aber auch nicht Dschuang Dsi. Und als Schmetterling bist du auch kein Schmetterling, denn für den Erleuchteten gibt es keinen Unterschied in der Wahrheit.“

„Dann bitte ich dich, o großer Gott des Schicksals, dass du mich auf den Weg zur Erleuchtung führst!“ rief Dschuang Dsi.

Der Gott des Schicksals lächelte ein wenig. „Bitte, wenn du willst“, sagte er wie beiläufig und verwandelte Dschuang Dsi in einen Schmetterling.

 

 

 

 

Der Schmetterling und der Totenschädel

 

Ein Schmetterling wurde von einem Sandsturm erfasst und weit in eine Wüste verweht. Als die Gewalt des Sturms nachließ, flatterte er hierhin und dorthin und ließ sich schließlich auf einem Totenschädel nieder, der von der Sonne gebleicht, aber noch wohlerhalten im Sand lag.

Der Schmetterling seufzte: Dschuang Dsi ist tot. Welch ein Verlust für die Menschheit!

Der Totenschädel sprach: Welch ein Gewinn für Dschuang Dsi!

Da wunderte sich der Schmetterling und fragte: Wieso Gewinn? War er nicht der berühmte Patriarch aus Yuan, tafelte er nicht am Hofe des Königs von Shi? Wurden seine Schriften nicht von Herrschern und Polizisten zitiert?

Der Totenschädel antwortete: Im Tode gibt es weder Fürsten noch Knechte. – Aber er lehrte uns die Schönheit der Jahreszeiten verstehen und sprach vom Verschwinden der Unterschiede. – Wir kennen nicht den Wechsel der Jahreszeiten. Wir Toten lassen uns treiben von der Bewegung des Himmels und der Erde.

Darauf rief der Schmetterling: Wenn Dschuang Dsi sagte: Wo Leben ist, da ist auch Tod und: Wo Tod ist, da ist auch Leben, dann spürte sogar ich, der unstete Schmetterling, den Hauch der Ewigkeit.

Der Schädel starrte ihn mit weiten Augenhöhlen an und sprach gelassen: „Selbst das Glück eines Königs auf dem Thron kommt dem unseren nicht gleich. – So willst du nicht in das Leben zurück? – Wie könnte ich mein königliches Glück fort werfen, um wieder die Mühsal der Menschenwelt auf mich zu nehmen?“

 

 

Die Freude der Fische

 

Meister Dschuang und Meister Hui schlenderten über die Hao-Brücke.

Wir beide bummeln hier so herum, sagte Dschuang Dsi, und da unten tummeln sich die munteren Elritzen. Das ist die Freude der Fische.

Du bist kein Fisch, entgegnete Hui Dsi, woher willst du denn wissen, was die Freude der Fische ist?

Du bist nicht ich, woher willst du denn wissen, dass ich nicht weiß, was die Freude der Fische ist?, erwiderte Dschuang Dsi.

Natürlich bin ich nicht du, sagte Hui Dsi, deshalb weiß ich auch nicht, was du weißt. Aber du bist gewiss kein Fisch, daher kannst du auch nicht abstreiten, dass du nicht weißt, was die Freude der Fische ist.

Meister Dschuang blieb stehen. Wir beide haben eben nur über die eigentliche Freude der Fische gesprochen, wenn sie sich im Wasser tummeln. Aber als du mich fragtest, was die Freude der Fische sei, da muss dir bereits klar gewesen sein, dass ich es weiß. Ich freue mich nämlich an den Fischen, seit ich mit dir über den Hao schlendere.

 

Nach Dschuang Dsi: Nan Hua Dschen Ging

 

 

Zhuāngzǐ (chin. 莊子 / 庄子, (nach der Wade-Giles-Transkription) Chuang-tzu; * um 365 v. Chr.; † 290 v. Chr.) bedeutet „Meister Zhuang“. Sein persönlicher Name war Zhuāngzhōu (chin. 莊周 / 庄周). Zhuangzi war ein chinesischer Philosoph und Dichter. In der deutschen Transkription ist er auch als Dschuang Dsi bekannt, was vor allem auf die Übersetzung seines Werks durch Richard Wilhelm aus dem Jahr 1912 zurückgeht. Eine weitere Schreibweise ist Tschuang-tse.

Nach Zhuang Zhou wird das zu Teilen von ihm verfasste Werk „Zhuangzi“ bezeichnet. Es bekam im Zuge der Verehrung Zhuang Zhous als daoistischen Heiligen im Jahre 742 unter Kaiser Xuanzong den Ehrentitel „Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“ (南華眞經, Nan Hua Zhen Jing).

Zusammen mit dem Daodejing gilt es als Hauptwerk des Daoismus, wobei die Sammelbezeichnung „Daoismus“ allerdings zur Zeit der Abfassung des ersten Teils des „Zhuangzi“ durch Meister Zhuang noch nicht existierte. Die Schrift gilt als eine der literarisch schönsten, interessantesten und schwierigsten der chinesischen Geistesgeschichte.

Wikipedia 7/2011

 

„Dschuang Dsï stammte aus Mong (im heutigen Südwestschantung). Sein Rufname war Dschou. Er hatte eine Zeit lang ein Amt in der Stadt Tsi Yüan, die zu Mong gehörte. Er war Zeitgenosse der Könige Hui von Liang (370 bis 335 v. Chr.) und Süan von Tsi (342-324 v. Chr.) Er besaß überaus umfassende Kenntnisse, doch hielt er sich hauptsächlich an die Worte des Lau Dan [Laotse]. So schrieb er ein Werk, das über hunderttausend Worte enthält, die zum großen Teil aus Zitaten und Gleichnissen bestehen. Er schrieb das Buch vom alten Fischer, vom Räuber Dschï, vom ›Kisten aufbrechen‹, um die Schüler des Kung Dsï [Konfuzius] zu verhöhnen und die Lehren des Lau Dan zu erklären.“

Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm. Jena 1920, S. IX.

 

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