Kinder in Säcken

Meine Oma sagte mir, ich könne nie groß werden, wenn ich weiter so schlecht essen würde. Außerdem war ich böse. Nicht immer, aber ab und zu widersprach ich den Erwachsenen oder streckte älteren Jungen vom sicheren hohen Standort auf der Mauer, die den Hof von der Straße trennte, die Zunge raus. Manchmal verpetzte einer dieser Bengel mich bei seinem Lehrer, der zufällig mein Vater war. Dann schlug mich mein Vater mit seiner linken Hand und meine Mutti packte einen Koffer, um mich ins Kinderheim zu bringen. Davor hatte ich solche Angst, dass ich schrie und man mich kaum mehr beruhigen konnte, denn eine Tante, deren Namen ich vergessen habe, hatte mir erzählt, dass sie im Kinderheim von den bösen Schwestern einmal in einen Sack gesteckt worden war, den sie dann zugenäht hatten. Lange beschäftigte mich die Angst, eine meiner Tanten könnte Schwester in diesem Kinderheim gewesen sein, denn es gab zwei davon, die infrage kamen und denen ich glatt zutraute, dass sie gelegentlich kleine Kinder in Säcke einnähten.

 

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