So aß meine Oma Brotkanten

Sie schnitt mit gefurchtem Brotmesser in der rechten Hand dem Busenbogen folgend das Brot, das sie im linken Armwinkel an die Rippen drückte, schob den Laib dann vor und vollendete die Rundung. Die Brotscheibe fiel in die durchbrochene Emailschüssel.

Wenn der Laib dünner und schmächtiger wurde, legte meine Oma den Rest auf die Tischplatte und sägte kleinere Scheiben. Schließlich blieb der Kanten zurück, 4 bis 5 cm dick. Mit spitzem Küchenmesser schabte sie Butter vom Block und deckte die flache Seite weißgelb ein. Dann polkte sie weiche Bratwurst aus trockenem Darm und drückte den Fladen fest auf den Knust. Nun hielt sie den Kanten frei in die Luft und schnitt sechsmal quer hinein. Sie legte das Messer in die Spülschüssel, setzte sich und aß. Dazu führte sie den Kanten quer in den Mund, biss mit den Backenzähnen fest zu und riss den Abschnitt vom Kanten. Mit offenen Lippen kaute sie den Bissen wie die Katze am Ofen, legte den Kopf dabei schief und schmatzte. Wenn sie ausgekaut hatte, schnalzte sie Luft durch die Schneidezahnlücke ein, schürzte die Lippen und führte das nächste Stück seitwärts zwischen die Zähne. Dazu trank sie kalten Kaffee aus einem Blechtöpfchen.

 

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