Umsingen

Wenn der Silvestertag herankam, trafen wir Kinder uns zum Umsingen. Und das ging so: Man klopfte bei Bekannten am Hoftor und wartete, bis jemand herauskam und nachsah. Meist war es die Hausfrau, die schon auf uns gewartet hatte. Wenn ich mit Helga und Helma zusammen war, sangen wir gemeinsam:

 

Hite is Silvester

Alle Jåhr enmål

Ick un miene Schwester

Danzen durch den Sål

War ich aber alleine, dann sang ich:

 

Ick bin en lüttje Könich,

Jebt mick nich too wenich

Laat mick nich so lange stån

Will noch en betten wieder gån. 

Dann setzten die Tanten ein andächtiges Gesicht auf, lächelten uns an und wir bekamen Äpfel und Weihnachtsgebäck in unsere Beutel gesteckt und durften zum nächsten Tor weiter ziehen. Dann sangen wir:

 

Rosenstock, Rosenstock,

Zehn an einem Stängel!

Onkel Heinrich der ist gut,

Seine Frau ein Engel!

 

Wenn Udo, der mit anderen Jungen herumzog, einmal nichts kriegten, sangen sie:

 

Arjer, Arjer dull dull dull

Arjert sik de Hose vull.

Wenn jie mik nix jeben will,

Schiet ik op en Süll!

 

Dann liefen sie schnell weg. Das traute ich mich aber nicht, denn meine Oma hatte es mir verboten.

 

 

zurück zur Titelseite