Helma

Manchmal kam Helma zu Besuch. Sie war die Enkeltochter von Frau Helmecke und verbrachte viele Wochenenden in unserem alten Haus. Wenn ich in meinem Garten mit meinen Freunden Abenteuer erlebte, sah manchmal ein Lockenköpfchen aus dunklen Augen unserem Treiben zu. Einmal, als ich mit Robinson Crusoe gerade dabei war, unsere Wohnhöhle zu vergrößern, zwängte sich Helma durch das Fenster der Kammer, in der sie immer schlief, und stand auf dem Gartenweg zwischen Apfelbäumen und Phlox, den meine Tante gepflanzt hatte. Ich nannte sie Freitag und wollte ihr unsere Höhle zeigen, aber Mulle, die Katze, fauchte sie an und da lief sie mit fliegenden Locken davon. Ich konnte nicht verhindern, dass sie gleich in die Kammer zurück kroch, aus der sie mich beim Spielen beobachtet hatte.

Den ganzen Tag über durchsuchte ich alle Gegenden meiner Insel, die ich bereits erforscht hatte, konnte das Mädchen aber nicht finden. Ich befürchtete schon, ein wildes Tier könne sie zerrissen haben.

Als ich am Abend vor dem Zubettgehen noch einmal durch meinen Garten streifte, schien der Mond und warf helle Schatten auf die fahlen Wege. Ich schlich mich vorsichtig zum Fenster der Kammer und blickte hinein. Helma lag in ihrem Bettchen und schlief.

 

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