Wie ich Indianerhäuptling wurde

Als es im Landkaufhaus plötzlich Indianer gab, löcherte ich meine Oma so lange, bis sie mir ein paar davon kaufte. Sie bestanden aus einer leichten Masse, die in eine zweiteilige Form eingebracht, durch Drahteinlagen stabilisiert, gepresst, aus der Form genommen, getrocknet, entgratet, grundiert und in Heimarbeit bemalt wurde. Besonders der bunte Federschmuck leuchtete bei Sonnenschein prächtig auf.

Da gab es Speerträger mit Schilden, kniende Bogenschützen, Reiter, die ihren Tomahawk schwangen, und Schleicher, die nur mit einem Messer bewaffnet waren. Die ganze Truppe bestand schließlich aus zwölf Mann, die ich gut ausgebildet hatte und immer auf Trapp hielt. Ich ließ sie durch das hohe Gras der Prärie reiten und schickte sie auf Büffeljagd. Gelegentlich mussten sie gegen die bösen Comanchen kämpfen, die sie immer besiegten, denn sie gehörten zum edlen Stamm der Apachen.

Zu Ostern fand ich im Garten, als ich nach gefärbten Eiern suchte, ein Paket mit Indianerschmuck und Waffen. Die hatte mir meine Mutter aus dem Westen geschickt. Ich setzte mir den Federschmuck auf, griff nach dem Messer und dem Tomahawk, die aus Hartgummi gefertigt waren, und zeigte alles meinen Leuten. Sie staunten über den Cowboy-Stutzen, den ich am Riemen über der Schulter trug, und wählten mich sofort zu ihrem Häuptling.

 

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