Pferde

Täglich fuhren Pferdewagen durch die Schmiedestraße; da klapperten die hell klingenden Hufe gleichmäßig über das Kopfsteinpflaster und die Eisenreifen rumpelten durch Schlaglöcher. Wenn ich das Geklapper doppelt hörte, wusste ich, dass zwei Pferde vorgespannt waren. Mit „Hüa!“ und „Brrr“ wurden sie von den Fuhrleuten angetrieben oder abgebremst.

Wenn sie einen der Wagen mit langer Deichsel abgestellt hatten, schaukelten Wolfgang und ich, indem wir uns bäuchlings über die Deichselspitze legten. Die beiden Kaltblüter wurden inzwischen durch das Hoftor in ihren Stall geführt, wo sie Hafer bekamen. Dazu soffen sie eimerweise frisches Brunnenwasser.

Manchmal musste Wolfgang sie striegeln, wozu er eine Bürste benutzte, die er sich auf die Hand stecken konnte. Die großen Viecher ließen es gerne mit sich geschehen, aber er durfte sie nicht gegen den Strich kämmen.

Einmal durfte ich mit zur Schmiede, weil eines der Pferde neue Hufeisen bekommen sollte. Da wurden ihm die alten Eisen abgerissen, dann raspelte der Schmiedegeselle das Horn am Huf ab und das glühende Eisen wurde angepasst. Dabei stiegen dicke Rauchschwaden auf und es stank nach verbranntem Haaren. Das Eisen wurde abgekühlt und dann unter den Huf genagelt. Anschließend wurden die Nagelspitzen abgekniffen und im Huf versenkt.

Wenn wir auf unseren Radtouren über die Feldwege ein altes Hufeisen fanden, bekamen wir dafür vom Schmied einen Groschen.

 

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