Knöpfe surren lassen

Manchmal brauchte ich einen schönen braunen Knopf aus Omas Nähkasten und ein paar Meter kräftigen Zwirn. Den fädelte ich zweimal durch die Knopflöcher und knotete die Enden zusammen. Wenn ich dann durch die beiden Schlaufen meine Daumen steckte, konnte ich durch Ziehen und wieder Loslassen den Knopf zum Drehen bringen. Je schneller er wurde, desto lauter surrte er. Wurde er zu schnell, schnürte er beim Zurücklaufen meine Daumen so stark ein, dass der Zwirn riss und der Knopf wie ein Geschoss durch das Wohnzimmer sauste. Einmal traf ich die Glasglocke der Lampe über dem Esstisch, wo der Knopf eine Ecke herausschlug. Da ich aber wusste, wo meine Oma die Ersatzschalen aufbewahrte, die ich erst vor ein paar Wochen aus dem Landkaufhaus geholt hatte, stieg ich heimlich auf den Boden, zog vorsichtig eine der braunen Schalen aus ihrer Papierverpackung und konnte mir die Tracht Prügel diesmal ersparen.

 

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