Die Dampfmaschine

In der Werkstatt stand eine alte Dampfmaschine. Die holte mein Opa eines Tages vom hohen Regal und sagte: „Wir wollen sie zum Laufen bringen.“ Erst aber müsse er sie reinigen und neu bemalen. Ich könnte ihm dabei helfen, wenn ich Lust hätte. – Natürlich hatte ich Lust dazu! Während wir alles vorbereiteten, erzählte mir mein Opa, dass der Schotte James Watt die Dampfmaschine des Engländers Thomas Newcomen durch einen neuartigen Kolben und ein Schwungrad verbessert hatte. Er demonstrierte mir diese Erfindung an unserem kleinen Modell.

Die Dampfmaschine bestand aus einem Kessel, der auf ein Blechgestell aufgelötet war, und aus einem Schornstein, der aber nur zur Zierde diente; beide Teile waren grün bemalt; der Kessel und die Leitungen bestanden aus Kupfer. An der Seite war ein Glasrohr befestigt, das den Wasserstand im Kessel anzeigte. Von oben ging ein Rohr zum Zylinder ab, und es waren eine Pfeife mit hölzernem Griff und ein Sicherheitsventil aufgeschraubt. Der Zylinder mit seiner Ventilstange trieb das Schwungrad an, auf dessen Achse eine kleine Felge geschraubt war, die mittels Riemen das Zubehör antreiben sollte. Das Schutzblech über dem Wasserstandsanzeiger war abgebrochen und musste von meinem Opa wieder angelötet werden.

Neben der Dampfmaschine stand eine Pappschachtel, in der das Zubehör lag: Ein Brenner mit zwei Dochten und ein Trichter zum Befüllen mit Wasser. Außerdem gab es da eine große Transmission, Antriebsspiralen, Modelle mit Holzsägern, mit zwei Männern, die ständig hämmerten, mit einer Eismaschine, über der sich ein bunter Kreisel drehte, und schließlich noch ein kleines Kettenkarussell.

Die Maschine war auf einem quadratischen braunen Holzpodest montiert, das ich mit einem Öllappen wieder auffrischte. Dann strich ich mit einem kleinen Pinsel die Blechteile mit grüner Farbe. Als die neue Farbe trocken war, füllte ich den Kessel mit heißem Wasser, wozu ich einen kleinen Trichter benutzte, der auch noch beim Zubehör gewesen war. Mein Opa erneuerte den Docht, füllte Spiritus in den Brenner und zündete an. Wir mussten lange warten und den Brenner noch einmal auftanken, bis das Wasser im Kessel zu kochen anfing. Dann aber zischte der Dampf in den Zylinder, den mein Opa mit ein paar Tropfen Maschinenöl dichtete. Jetzt lief die Dampfmaschine emsig und ich konnte das Zubehör anschließen. Als alles lief, sich drehte und hämmerte, öffnete ich die Dampfpfeife, die gellend schrie, bis der Druck abfiel.

 

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