Eiswaffeln

Bei Kalle Osterwald gab es nur zwei Sorten Eis. Das eine war gelb und schmeckte nach Vanille oder Zitrone, dass andere war rosa und schmeckte nach irgendwas. Später war das eine auch mal braun und wurde Schokoladeneis genannt.

Wenn ich mir von meiner Oma zwei Groschen erbettelt hatte, konnte ich zwei Kugeln kaufen, die Kalle in ein Hörnchen drückte, das nach Pappe schmeckte und das ich in den Graben warf, nachdem ich das Eis sorgfältig ausgeleckt hatte.

Die meisten Kinder konnten sich nur ein Eis für‘n Groschen leisten, Erwachsene nahmen auch mal eins für dreißig. Wer einen Fuffziger ausgeben konnte, dem strich Kalle eine runde Waffelmuschel mit einem Spachtel voll, worauf er eine zweite Waffe drückte. Der Eis-Esser musste nun das kalte Zeug durch den Spalt zwischen den beiden Muschelschalen heraus lecken und aufpassen, dass er sich beim Lecken die Zunge nicht an den scharfen Kanten der Muscheln aufschnitt. Später gab es bei Kalle nur noch Bier und Schnaps.

Richtiges italienisches Eis machte Bruno Pulega. Wie der in Deutschland hängen geblieben war, weiß ich nicht. Die Pulegas hatten zwei Töchter, die sich an heißen Augusttagen auf dem Denkmalplatz im Kreis drehten und dabei ihre Röcke hochhoben. Alle sollten sehen, dass sie keine Schlüpfer anhatten. Wenn ich hinguckte, schimpfte meine Oma.

„So sind sie eben, die Italiener“, sagte Frau Knochenmuß.

Später eröffneten sie am Schwarzen Adler ein Gartencafé. Da gab es an eisernen Gartentischen Eis mit Himbeersirup in großen Schüsseln. Wer Sahne wollte, bekam einen Schlag süßen Eischnee über das Eis gequackt. Echten Bohnenkaffee gab es hier nicht, daher ist meine Oma auch nie mit mir hingegangen.

 

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