Konfirmanden

Im Frühjahr wurden die Großen konfirmiert. Mädchen und Jungen waren schwarz gekleidet. Die Mädchen trugen lange Zöpfe, die viele schon wenige Tage nach der Feier abschnitten, denn damals kamen Kurzhaarschnitte in Mode. Die Jungen trugen ihre erste lange Hose; bis dahin mussten wir kurze Hosen und lange Wollstrümpfe anziehen, die mit Strapsen an Leibchen befestigt wurden. Wer so angezogen zum Sportunterricht gehen musste, litt beim Umziehen große Qualen.

Am Festtag wurden die Wege von Haus zu Haus bis hin zur Kirche mit weißem Sand und grünen Buchsbaum-Zweigen bestreut. Auch der ewig hungrige Erwin wurde einbezogen, der mit seiner Oma in einem Stall wohnte und der im Winter keine Schuhe hatte, sondern mit dicken Wollstrümpfen in Holzpantinen durchs Dorf schlappte. Vor der Kirche wurden die Zeichen für „Glaube, Hoffnung, Liebe“ gestreut: In der Mitte ein Kreuz, links ein Herz und rechts ein Anker. Das alles erledigten die Katechumenen, die erst im nächsten Jahr mit der Konfirmation dran waren. Im Konfirmandensaal gab es Butterkuchen auf großen Blechen, die beim Bäcker abgebacken worden waren. Poesiealben wurden herumgetragen, in die sich alle eintragen mussten.

Da meine Großeltern nie in die Kirche gingen, wusste ich nichts vom lieben Gott und schon gar nichts von Herrn Jesus.  Wolfgang, der den Konfirmandenunterricht besuchte, erzählte mir von Engeln, die schwer bewaffnet waren und sich mit Teufeln herumschlugen. Zwar war ich mit sechs Jahren von einem alten Pfarrer in Memmingen getauft worden, aber in die Kirche meines Dorfes bin ich damals nie hinein gegangen.

Jahre später fand ich Sein Bild im Müll, hob es auf und halte es seitdem in Ehren.

 

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