Bei Schatz

Mit meiner Oma ging ich manchmal zum Einkaufen zu Schatz. Der Laden war nur zweihundert Meter von unserem Haus entfernt, so dass meine gehbehinderte Oma ohne Probleme hin humpeln konnte.

Wenn man durch die schmale Glastür in die Kolonialwarenhandlung eintrat, stank es nach Bohnerwachs. Ich blieb im Hintergrund, während meine Oma sich gleich anstellte und ihr Schwätzchen mit Frau Schatz begann.

Links vor der Verkaufstheke standen zwei Fässer, eines mit Salzheringen, ein zweites mit Spreegurken. Beide stinkende Inhalte blieben mir erspart, einmal deshalb, weil in unserer Familie kein Fisch gegessen wurde, zum anderen weil meine Oma die krummen Gurken aus dem Garten selber einsalzte, so dass sie mit einer Untertasse und einem großen Stein beschwert in einem grauen Steintopf den ganzen Herbst vor sich hin gären konnten. Das Ergebnis schmeckte salzig-sauer und bereitete mir Magenschmerzen.

Von der Decke hingen Bürsten und Besen herab und weiter hinten im Laden war allerlei Gerümpel aufgestapelt, drunter Bottiche und Waschbretter. Hinter der Theke standen Gefäße, aus denen Frau Schatz Mehl, Zucker und Nudeln in Tüten abfüllte, die sie auf die großen Wage legte und dann den Preis notierte. Wenn meine Oma alles in ihre Einkaufstasche gesteckt hatte, addierte Frau Schatz die Zahlen, nannte die Summe und legte das Geld, das meine Oma ihr reichte, in eine Blechkiste.

 

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