Barfuß unterwegs

Im Sommer lief ich gerne barfuß. An den ersten Tagen war das nicht immer angenehm, aber bereits nach knapp einer Woche schütze eine Hornhaut meine Füße und es ließ sich ertragen. Ich genoss das Gefühl, über Flächen zu laufen, die mit Gras oder Kräutern bewachsen waren, achtete aber genau auf Glasscherben, Nägel und spitze Steine. Wenn im Juli oder August die Sonne viele Stunden vom Himmel gebrannt hatte, musste ich schnell von Stein zu Stein springen, um mich nicht zu verbrennen; vor allem die schwarzen Kopfsteine waren sehr heiß. Man konnte auch barfuß mit dem Rad fahren, musste nur aufpassen, nicht mit den Zehen in die Speichen oder gar in die Kette zu geraten. Nur wenn es mit dem Pferdefuhrwerk auf den Acker ging, bestand Bauer Rusche oder sein Knecht darauf, dass wir Schuhe anzogen.

Wenn es stark geregnet hatte, konnten wir durch die Gossen laufen, die sich in kräftige Bäche verwandelt hatten und in Richtung Dorfteich sprudelten. Im Garten lief ich nie barfuß, weil auf den Wegen viele altersschwache Bienen krabbelten, deren Flügel zerschlissen waren und die nun sterben mussten. Da zog ich vorher ein Paar von den Holzpantinen an, die immer an der Tür zur Waschküche standen.

 

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