Schulfunk

Jeden Wochentag um 14 Uhr schaltete ich das Radio ein und hörte den Schulfunk des Nordwestdeutschen Rundfunks. Es begann mit der Arie des Papageno aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. Besonders gerne hörte ich die regelmäßigen Beiträge „Lebendige Vergangenheit“ und „Neues aus Waldhagen“, aber auch „Der Tierfreund“, „Aus Heimat und Welt“ und „Du bist mitverantwortlich“ gefielen mir.

Da gab es die Bauern Emma und Paul Piepenbrink, den Opa Negenborn und die alte Alwine. Die Grothes waren Wirtsleute des Dorfgasthofes „Zum fetten Ochsen“ und der Bürgermeister hieß Ludwig Kienappel. Der war klüger als die dummen Dorfbauern und zeigte ihnen, wie die neuen Zeiten aussahen und was man alles machen musste, um besser leben zu können. Aber auch der Landarzt Dr. Kraus hatte seine Mühe mit der alten Alwine, zu der viele hingingen, um sich ihre Wehwehchen besprechen zu lassen.

„Ja, was gibt es Neues in Waldhagen? – Der Gastwirt Eduard Grothe und seine Frau die sorgen sich sehr um ihre Karin. Ihr müsst nämlich wissen: Karin Grothe ist am vorigen Sonnabend ganz plötzlich schwer erkrankt. Es kam völlig überraschend. Weder Herr Grothe noch Frau Grothe hatten es ihrer Tochter vorher angesehen. Ja, nicht einmal Karin selbst hat gemerkt, wie schwerkrank sie eigentlich schon an jenem Sonnabendnachmittag war.“ Und so ging es weiter, Karin hatte Scharlach, doch zum Glück stellte sich heraus, dass sie bald wieder gesund wurde, aber „es hätte bösꞌ ausgehen können“. Am Schluss hieß es meistens: „Damit war die Sache aus der Welt geschafft.“

In den Geschichtshörspielen lernte ich viel über das Mittelalter, über Kaiser und Könige, über Martin Luther, der seine Thesen an ein Tor in Wittenberg genagelt hatte, und über die Französische Revolution. Bald wusste ich, wer Bismarck war, warum Adolf Hitler den Krieg angezettelt hatte und wie die Menschen aus dem Osten mit ihren Pferdefuhrwerken trotz eisiger Kälte bis zur Oder gelangt waren.

Und der Tierfreund erzählte mir, was man alles bei Hunde, Katzen und anderen Tieren beobachten konnte und wie man mit ihnen umgehen sollte. So lernte ich viel über die Kreuzotter und die Ringelnatter, über den dreistachlige Stichling, den Eisfuchs und den See-Elefanten, über die Tiere im Hochgebirge: den Steinadler und die Gämse sowie über die Zimmerleute des Waldes: Schwarzspecht und großer Buntspecht. Aber er erzählte auch vom Iltis, vom Feldhasen und vom Fuchs, vom Eichhörnchen und vom Kuckuck, der zu faul ist, seine Eier selber auszubrüten.

 

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