Schießübungen

Als mein Opa ein Luftgewehr gekauft hatte und ich damit im Garten schießen durfte, bläute er mir ein, ja nicht auf Singvögel zu zielen, sondern nur auf die frechen Spatzen, die das Unkraut der Lüfte waren und sonst zu nichts taugten, denn sie pickten keine Würmer von den Obstbäumen. Also jagte ich Spatzen, traf aber nur selten, weil die Vögel bald wussten, dass sie meinen Garten meiden mussten, wenn ich mit meinem Luftgewehr anrückte. Es reichte übrigens schon bald, einen Besenstil in die Luft zu heben, um die freche Bande zu täuschen. Sie flog dann im Schwarm zu Thoms Scheune und versteckte sich im üppigen Efeu.

Gelegentlich konnte ich mit einem Fernschuss eines der Tiere herunter holen, aber nach einiger Zeit verlor ich die Lust an der Jagd. Dann schoss ich auf das Fenster des Pionierzimmers der Schule, dass ich auch mehrfach traf, wie mir der leise Aufprall meiner Bleikugeln bestätigte, allerdings war die Entfernung zu groß, um den Scheiben Schaden zuzufügen.

Als ich einmal großspurig aus der Hüfte nach einer Schwalbe schoss, fiel die wie ein Stein vom Himmel und blieb auf dem Erbsenbeet liegen. Ich kriegte einen Schreck und begrub das Tier mit schlechtem Gewissen im Komposthaufen. Niemand von unserer Familie glaubte mir diesen Schuss.

 

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