Schlittenfahren

Wenn der erste Schnee liegen blieb, holten wir die Schlitten vom Boden. Nun mussten die Kufen vom Rost befreit werden. Das ging fast von allein, denn wir zogen sie mit einer Schnur durch frischen Schnee, bis wir oben auf dem Mühlenberg standen. Wolfgang machte seinen Schlitten besonders schnell, indem er die Kufen mit fest gepressten Schneebällen abrieb. Wenn er mit fachmännischem Blick festgestellt hatte, dass sie glatt genug waren, schob er seinen Schlitten an, warf sich darauf und sauste los. Meist war er der Schnellste.

Wer einen alten Schlitten aus Eisen hatte, musste sich auf das Brett setzen. Die modernen Holzschlitten waren flacher und man konnte mit einem Bauchklatscher hinunter sausen. Dabei lenkten wir unsere Schlitten mit den Fußspitzen. Bremsen konnte man so nicht, deshalb rollten wir uns kurz vor dem Stacheldrahtzaun einfach nach rechts oder links hinunter.

Nach einer Stunde war der Spaß meistens vorbei, weil wir durchnässt waren und erbärmlich froren; dann lief ich nach Hause, zog die nassen Sachen aus und verkrümelte mich hinter dem warmen Kachelofen. Irgendwann entdeckte meine Oma die Schleifspuren an meinen Schuhspitzen und keifte in ihrer Küche herum. Ich war schon vorher auf den Boden geflüchtet und ließ mich erst wieder zum Abendbrot bei ihr blicken.

 

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