Die Pumpe

Unsere Pumpe stand vorn auf dem Hof, direkt unter Omas Küchenfenster. Sie war aus Gusseisen und hatte einen langen Schwengel, der beim Pumpen immer quietschte. Das Rohr, über dem ein Metallzapfen das Abrutschen von Eimerbügeln verhindern sollte, spie klares Trinkwasser über einem Gitterrost aus, das einen unterirdischen Abfluss abdeckte, der den Hof querte und in die Gosse mündete. Jeden Tag holten die Frauen einen Eimer mit frischem Wasser für die Küche; den Schmutzeimer gossen sie über dem Gitterrost aus. Aus dem Eimer in der Küche wurde mit einem kleinen Aluminiumtopf das Trink- und Kochwasser geschöpft. Hier wuschen sich auch alle Familienmitglieder mit Wasser, das in eine Emailleschüssel gefüllt wurde, und putzten sich zweimal am Tage die Zähne. Wenn ich draußen spielte und Durst hatte, trank ich aus der hohlen Hand direkt unter der Pumpe.

Zum Blumengießen und Wäschewaschen wurde Regenwasser verwendet, das sich selber in Regentonnen sammelte, die unter den Dachtraufen standen. Waren sie voll, lief das überschüssige Wasser über den Hof und dann in die Gosse.

Im Winter wurde die Pumpe mit Säcken eingepackt und durch einen Kasten aus Brettern vor Frost geschützt. Bei strengem Frost froren die Regentonnen zu und die Wassersäulen ragten oben über den Tonnenrand hinaus.

 

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