Im Flugtaxi auf die Insel
So will Sylt Vorreiter beim Luftverkehr zwischen Nordfriesland und den Utlanden werden.
Die Fluggeräte sollen 2024 auf Sylt erstmals kommerziell zum Einsatz kommen. Foto: Getty Images
Flugtaxis des deutschen Start-ups Volocopter sollen Passagiere für viel Geld von und nach Sylt durch die Luft befördern. Ist die Technologie wirklich reif?
Flughafen Sylt
Der Flughafenbetreiber Flughafen Sylt GmbH plant auf der Insel einen zusätzlichen Landeplatz einzurichten. Der Flughafen Sylt ist der Verkehrsflughafen der deutschen Nordseeinsel Sylt. Er liegt zwei Kilometer östlich des Zentrums des Hauptortes Westerland auf dem Gebiet der Gemeinde Sylt, Ortsteil Tinnum, auf 8 Metern ü. NN.
Es ist einer von sechs Start- und Landeplätzen, mit denen Sylt im nächsten Jahr als erste Ferieninsel der Welt ein kommerzielles Lufttaxinetz für die dem Festland vorgelagerten Außenlande (Inseln, Halligen) anbieten möchte.
Weitere Landeplätze sind für die Kreisstadt Husum, die Stadt Niebüll, die Inseln Wyk und Föhr sowie die Hallig Hooge geplant.
Der Flugplatz Husum-Schwesing ist ein Verkehrslandeplatz in der Nähe von Husum. Er ist aus einem Teil des inzwischen inaktiven Fliegerhorsts Husum hervorgegangen, ein anderer Teil wird nach wie vor durch die Luftwaffe als Standort einer Flugabwehrraketengruppe genutzt.
Flugplatz Husum-Schwesing
Die sogenannten Electric-vertical-take-off-and-landing-Flugzeuge (kurz eVTOL) könnten sich zu einer klimafreundlichen und schnellen Alternative im Nahverkehr entwickeln. Der Hype um elektrisch betriebene Fluggeräte, die senkrecht starten und landen können, ist groß.
Prototyp auf der HUSUM Wind. Foto: Reuters
Auf der Husumer Fachmesse für Windenergie HUSUM Wind war die Branche in der vergangenen Woche so stark vertreten wie nie. Die eVTOL-Entwickler füllten mit futuristisch anmutenden Prototypen eine komplette Ausstellungshalle. Das US-Unternehmen Archer stellte einen Viersitzer vor, der ab 2025 den New Yorker Flughafen Newark mit Manhattan verbinden soll.
„Wir wollen die führende Region bei der urbanen Luftfahrt werden“, sagt Bürgermeister Nikolas Häckel, dem die Verwaltung der amtsangehörigen Gemeinden Hörnum (Sylt), Kampen (Sylt), List auf Sylt und Wenningstedt-Braderup (Sylt) übertragen ist.
Landrat Florian Lorenzen erwartet, dass bald ein Dutzend „VoloCity“-Flieger im Luftraum Nordfrieslands unterwegs sein werden.
Der Geschäftsführer Insel Sylt Tourismus-Service GmbH, Peter Douven, hat den möglichen Ticketpreis mit 110 Euro pro Fahrt angegeben, was Volocopter nicht bestätigte. Man werde die Fahrten aber subventionieren und für viele Leute erschwinglich machen, kündigte Peter Douven an, der auch Geschäftsführer der Flughafen Sylt GmbH ist.
Volocopter-Chef Dirk Hoke sieht die Flüge über dem Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer als wichtigen Test für die breitere Markteinführung. „Wenn wir nach Sylt fliegen können, dann können wir überall fliegen.“ Die endgültige Zertifizierung des mit 18 Rotoren bestückten Fliegers durch die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA erwartet Volocopter erst im Frühjahr 2024.
„Der Start mit dem Zweisitzer ermöglicht uns, jetzt und nicht erst in zwei Jahren auf den Markt zu gehen“, sagt Dirk Hoke. Ein Mehrsitzer werde bereits entwickelt, hänge aber noch von der Verfügbarkeit leistungsfähigerer Batterien ab. Perspektivisch verortet der Manager den Flugpreis in der Größenordnung einer „teuren Taxifahrt“, die Rede ist von drei bis vier Euro pro Passagier pro Kilometer.
Für die Firma aus dem baden-württembergischen Bruchsal geht es in Nordfriesland noch nicht ums Geldverdienen, sondern vor allem um einen Imagegewinn. Die Konkurrenz ist hart, für die Unternehmen hat das Startdatum ihrer Flieger eine große symbolische Bedeutung.