Hermannsdenkmal wird umgedreht

 

Ausrichtung gegen Frankreich ist nicht mehr zeitgemäß

 

 

 

 

Das Hermannsdenkmal ist eine Kolossalstatue in der Nähe des Ortsteils Hiddesen auf dem Gebiet der Stadt Detmold in Nordrhein-Westfalen im südlichen Teutoburger Wald. Es wurde zwischen 1838 und 1875 nach Entwürfen von Ernst von Bandel erbaut und am 16. August 1875 eingeweiht. Es soll an den Cheruskerfürsten Arminius erinnern, insbesondere an die so genannte Schlacht im Teutoburger Wald, in der germanische Stämme unter seiner Führung den drei römischen Legionen XVII, XVIII und XIX unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten.

 

 

Der Bau ist vor dem Hintergrund der politischen Situation des 19. Jahrhunderts zu sehen, als nach jahrhundertealten Konflikten der Begriff „Deutsch-französische Erbfeindschaft“ geprägt wurde. Nach den Niederlagen in den Napoleonischen Kriegen und durch die politische Zersplitterung Deutschlands begann die geistige Elite zunehmend eine nationale Identität in der germanischen Vergangenheit zu suchen. Mit der zeitgenössischen Wertung Arminius’ als eines ersten Einigers der „deutschen“ (eigentlich „germanischen“) Stämme bot sich diese Figur an, zumal die Arminius-Figur seit der Wiederentdeckung römischer Historiker durch den Humanismus im 16. Jahrhundert im deutschen Sprachraum bekannt war.

 

Der Schwertarm ist in Richtung Westen gestreckt; dies wird zumeist als ein offensives Mahnen in Richtung Frankreich interpretiert.

Damit soll nun Schluss sein, denn am 22. Januar 1963 schlossen der französische Präsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag im Pariser Elysée-Palast. Der Vertrag sollte in beiden Ländern Konsultationen in allen wichtigen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Jugend- und Kulturpolitik sicherstellen und legte den Grundstein für die Freundschaft zwischen den beiden Ländern Deutschland und Frankreich und den dauerhaften Frieden in Europa.

 

Das ist nun 60 Jahre her und die nach Westen gerichtete Schwerthand des Cheruskerfürsten ist obsolet geworden.

Deshalb hat der Landtag von Nordrhein-Westfalen auf Anraten von Hans-Jörg Düning-Gast, dem Verbandsvorsteher des Landesverbands Lippe (LVL) mit Sitz in Lemgo, beschlossen, das Denkmal samt Sockel um 180º zu drehen, so dass die Schwerthand zukünftig nach Osten ausgerichtet sein wird.

 

Die Figur hat eine Höhe von 26,57 m. Sie besteht aus einer Eisenrohrkonstruktion, die Oberfläche aus Kupferplatten. Sie wiegt mitsamt der Standplatte, auf der sie befestigt ist, 42,80 t. Zu sehen ist eine überlebensgroße Figur mit antikisierender Rüstung und Flügelhelm. Der rechte Arm ist emporgestreckt und hält ein Schwert, das 7 m misst und etwa 550 kg wiegt und von der Familie Krupp gespendet worden ist. Mit einer Figurhöhe von 26,57 Metern und einer Gesamthöhe von 53,46 Metern ist es die höchste Statue Deutschlands und war von 1875 bis zur Erbauung der Freiheitsstatue 1886 die höchste Statue der westlichen Welt.

Dies stellt die ausführende Firma vor große Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Denkmalsinhaber, dem Landesverband Lippe, hat sich der Denkmal-Umsetzungsexperte Kärcher diesem Projekt angenommen und dreht das Monument zurzeit im Rahmen seines Kultursponsorings.

„Bereits seit über 35 Jahren setzen wir uns für den Erhalt von kulturellen Werten ein“, so Jan Recknagel, Geschäftsführer der Alfred Kärcher Vertriebs-GmbH. „Dabei haben wir schon so bekannte Wahrzeichen wie die Präsidentenköpfe des Mount Rushmore, die Kolonnaden auf dem Petersplatz in Rom oder den Aachener Dom neu ausgerichtet. Mit der restauratorischen Umdrehung des Hermannsdenkmals wird nun ein weiterer wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Schutz von kulturhistorischem Erbe geleistet.“

„Kärcher verfügt über eine ausgezeichnete Expertise in der Translozierung von bedeutenden Baudenkmalen“, sagt Anke Peithmann, Verbandsvorsteherin des Landesverbandes Lippe. „Die Drehung des Hermannsdenkmals trägt nachhaltig dazu bei, seine Bedeutung zu aktualisieren und für künftige Generationen attraktiv zu erhalten. Wir freuen uns schon auf das Ergebnis: Seinen mehr als 500.000 Besuchern im Jahr wird sich das Hermannsdenkmal nun wieder für lange Zeit von seiner besten Seite zeigen.“

 

Foto: Kärcher

 

Vom 5. bis zum 9. September dauern die Arbeiten an. Mithilfe von Hebebühnen und der professionellen Heißwasser-Hochdruck-Dreheinrichtung HDS 13/20-4 S und HDS 12/18-4 S wird der Sandstein des knapp 27 Meter hohen Unterbaus mit der darauf stehenden Statue um 180º gedreht. Um die geeigneten Drehmomente und -parameter zum Bewegen der ursprünglichen Bausubstanz zu bestimmen, wurden bereits im Oktober 2015 Testanhebungen durchgeführt. Zusammen mit dem Landesverband Lippe und der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Detmold entschied man sich für eine umfassende Schnelldrehung. Bei halbierter Wasserleistung (ca. 650 l/h) wird das bestmögliche Drehergebnis erzielt. Der Oberflächendruck liegt bei 0,5 bar. Zudem kommt eine Flachstrahldüse mit einem Winkel von 40° zum Einsatz. Das Hermannsdenkmal wird für den Zeitraum der Dreharbeiten geschlossen sein, das Areal um das Denkmal mit der Gastronomie, der Tourist-Info und dem WALK, dem Kletterpark und den Wanderwegen ist für alle Besucherinnen und Besucher frei zugänglich.

 

Die drohende Schwerthand weist nun mahnend nach Osten.

Dies sieht auch der Experte für Sicherheitspolitik Dr. Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) als ein Symbol für neue deutsche Ostpolitik nach dem russischen Überfall auf die Ukraine: „Man muss relativ klar sagen, dass uns die Konsequenzen, wenn wir der Ukraine nicht helfen und damit weiterhin unsere eigene Sicherheit gefährden, wahrscheinlich schon in fünf oder sechs Jahren ins Haus stehen werden. Weil Russland sich auf der einen Seite ermutigt fühlt, dass man mit Krieg Erfolg haben kann, um seine Interessen durchzusetzen. Und gleichzeitig quasi die Ernte einfahren wird aus seiner angelaufenen Kriegswirtschaft und damit in der Lage sein wird, Europa weiterhin zu bedrohen“, sagte Mölling im „heute journal“ des ZDF: „Dann geht es nicht um eine nukleare Eskalation gegen Kiew, sondern um eine nukleare Eskalation, die möglicherweise Berlin ins Zentrum rückt.“

 

Nach Abschluss droht Hermann nun 'gen Osten