Waschbären – eine Plage nicht nur im Münsterland

 

 

 

 

Münster. Ein einzelnes Pärchen wurde vor 90 Jahren am Edersee ausgesetzt – inzwischen haben sich Waschbären in ganz Deutschland ausgebreitet, Experten sprechen von schätzungsweise ein bis zwei Millionen Tieren. 1945 entwichen etwa zwei Dutzend Waschbären aus einer Pelzfarm in Wolfshagen (heute Ortsteil von Altlandsberg) bei Strausberg in Brandenburg – ob durch einen Bombentreffer, Freilassung oder einen Ausbruch ist unklar, dies führte zu einem weiteren Verbreitungsgebiet.

Der Waschbär (Procyon lotor), auch als Nordamerikanischer Waschbär, einst auch als Schupp bezeichnet, ist ein in Nordamerika heimisches, mittelgroßes Säugetie Auch in Münster gibt es sie. Waschbären sind anpassungsfähige Allesfresser. Auf der Suche nach Nahrung werden sie zur Gefahr für bedrohte Tierarten.

„Es ist davon auszugehen, dass dieser Räuber sich seinen Teil aus der Natur holt“, sagt Carsten Trappmann vom Naturschutzbund Nabu Münster. Mit Wildkameras in verschiedenen Waldgebieten der Stadt beobachtet der Naturschutzbund, wo sich die „Räuber“ aufhalten. „Es gibt Waschbären an verschiedenen Stellen des Stadtgebiets. Unter anderem um den Wolbecker Tiergarten, den Rieselfeldern und der Hohen Ward“, sagt Trappmann. Genaue Zahlen über die Größe der Population habe er nicht.

 

 

 

Waschbären sind eine Plage

Sind Waschbären einmal im eigenen Garten und haben sich dort niedergelassen, ist es schwer, sie wieder zu vertreiben. Das aktive Jagen der Tiere ist verboten und auch die Ordnungsämter unternehmen je nach Standort keine Schritte gegen den Befall. Gartenbesitzer sind daher angehalten, Futterquellen versiegen zu lassen und Eintrittsmöglichkeiten in das Gebäude zu reduzieren. Andernfalls bleibt der Waschbär nicht im Garten, sondern verschafft sich auch Zugang zu den eigenen vier Wänden. Ein waches Auge ist in diesen Zeiten gefragt.

 

 

„Der Waschbär stellt gerade für das Niederwild eine Gefahr dar“, sagt Manfred Geers von der unteren Jagdbehörde. Vögel und andere kleinere Tierarten wie Amphibien und Reptilien werden von den Räubern gefressen. „Eigentlich gehört dieses Tier nicht hierher“, fügt er hinzu. Die Population müsse auf ein für andere Tiere verträgliches Maß eingedämmt werden. Auch das sei Tierschutz.

Das sei allerdings schwierig. Fangjagd oder Abschuss – beide Methoden würden in Münster gleichermaßen genutzt. Jungtiere dürfen, im Gegensatz zu ausgewachsenen Tieren, das ganze Jahr über gejagt werden. „Aber Waschbären sind schwer zu sichten, dementsprechend auch schwer zu jagen.“

Überall erlaubt ist das außerdem nicht – in Münsters Rieselfeldern zum Beispiel ist das Schießen von Waschbären verboten. Der Lärm eines Gewehrschusses sei für das Ökosystem ein wesentlich größerer Schaden als der Waschbär, sagt Uwe Schütz von der Biologischen Station Rieselfelder.

 

 

 

Carsten Trappmann vom Nabu hat eine Idee, wie man der Waschbärenplage in Deutschland Herr werden kann, ohne die Tiere zu töten. „Da alle in Deutschland lebenden Waschbären von Vorfahren abstammen, die aus Nord-Amerika stammen, müssen wir sie wieder in ihre ursprüngliche Heimat zurückverbringen. Alles andere wäre kulturelle Aneignung, also die die Adaption und Übernahme von Elementen einer anderen Fauna, die sich von der eigenen unterscheidet und die nicht zu Deutschland gehört.“ Trappmann will an Cem Özdemir schreiben, den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), der auch für die Jagd zuständig ist. Trappmann schlägt ein Einfang-Programm für die ca. fünfhunderttausend Waschbären vor, die sich in Deutschland herumtreiben. „Die gefangenen Tiere sollen in ein Auffang-Gehege nach Bremerhaven verbracht werden, von wo aus in regelmäßigen Abständen Kontingente von je 10.000 Tieren in die USA verfrachtet werden. Dort werden sie von den Volunteer-Groups in Empfang genommen und in den verschiedenen Nationalparks in ihrer ursprünglichen Heimat wieder ausgesetzt.“

 

 

 

Kontakt mit den der Nature Conservancy (TNC), einer gemeinnützigen Naturschutzorganisation in den USA mit Sitz Arlington (Virginia) hat Trappmann bereits aufgenommen und Vertreter zu einem Besuch nach Deutschland eingeladen.