Adler-Angriff in Bayrischzell
Steinadler greift spielendes Kleinkind an: Mutter kämpft verzweifelt um ihre Tochter
Der vierte Angriff von Adlern auf Menschen innerhalb einer Woche erschüttert Bayern. Am Sonntag stürzte sich ein Greifvogel auf ein kleines Mädchen. Einwohner und Gäste von Bayrischzell rätseln über eine Serie von Angriffen von Steinadlern. Der jüngste Vorfall ereignete sich am Sonntag in Geitau.
Foto: M. Relotius
Dabei wurde ein dreijähriges Mädchen aus der Luft angegriffen und am Kopf verletzte. Wie der Vater des Kindes, ein 27jähriger Mechatroniker aus Gelsenkirchen, dem Bayrischen Rundfunk sagte, spielte seine Tochter am Postgasthof „Rote Wand“, als der Adler auf sie herabstürzte. Der Mutter des Mädchens gelang es demnach nur mit Mühe und Not, das Kind aus den Fängen des Adlers zu befreien.
Postgasthof „Rote Wand“ in Geitau, Bayrischzell
„Der Adler ist aus dem Nichts aufgetaucht und hat sich unsere jüngste Tochter gekrallt.“ Die Mutter habe sich auf den Vogel gestürzt und ihn festgehalten, „aber sie musste kämpfen, damit er los ließ“. Ein Nachbar habe ebenfalls einschreiten müssen. Das kleine Mädchen musste nach seiner Rettung am Hinterkopf genäht werden, außerdem erinnerten Kratzer in seinem Gesicht an die Attacke des Steinadlers.
Und die Mutter ergänzte: „Wir wollten gerade den Wanderweg hinauf. Auf einmal kam aus dem Nichts der Adler auf meine Tochter, mit den Krallen direkt ins Gesicht. Meine Tochter hat sich dann weggedreht, dann hat sie der Adler bei den Haaren gerissen. Ich habe mit der Tasche den Adler vertrieben und das Kind geschnappt. Wir sind dann geflüchtet. Sie wurde unter Vollnarkose dann im Krankenhaus genäht und hat einen großen Schock erlitten.“
Foto: M. Relotius
Die Mutter schaffte es, den Adler mehrfach abzuwehren. Doch selbst nach ihrem beherzten Eingreifen ließ der Vogel nicht sofort von dem Mädchen ab. Gemeinsam mit einem der Gäste, der ebenfalls zu Hilfe eilte, versuchte die Mutter den Steinadler mit Stöcken zu vertreiben. Der Jagdaufseher von Bayrischzell bestätigte, dass der Adler trotz der Verteidigungsmaßnahmen mehrmals zurückgekehrt sei, bevor die Frau die Situation endgültig unter Kontrolle bringen konnte.
Die Dreijährige habe nun Schlafstörungen und traue sich nicht mehr, ins Freie zu gehen, sagte die Mutter: „Sie hat Angst, dass dann der Adler wieder kommt, und sie holt. Mir geht es nicht darum, dass ich da jemanden hineinreite. Es sollte nur nicht wieder passieren.“
Steinadler gehören zu der Gattung Aquila innerhalb der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). In Deutschland brüten Steinadler momentan nur in den bayerischen Alpen. Nach dem Seeadler ist der Steinadler der derzeit größte in Deutschland brütende Greifvogel mit einer Körperlänge von 75 bis 90 und Spannweite von 215 bis 230 Zentimetern (Weibchen) und einem Gewicht von drei bis sechseinhalb Kilogramm. Im Flug ist er an den breiten, leicht angehobenen Flügeln und auffällig gefingerten, nach oben gebogenen Flügelspitzen zu erkennen. (Quelle: LBV)
Das Mangfallgebirge ist der östlichste Teil der Bayerischen Voralpen, die zu den Nördlichen Kalkalpen gehören. Namensgebend ist die Mangfall, die mit ihren Zuflüssen Rottach, Weißach, Schlierach und Leitzach große Teile des Gebiets entwässert und ein wichtiges Trinkwasserreservoir für München bildet.
Panorama des Mangfall-Gebirges vom Wallberg aus gesehen
Das Mangfallgebirge im Landkreis Miesbach ist eine gut erschlossene und beliebte Tourismusregion. Trotzdem leben und brüten hier Steinadler. Um ihren Bestand zu sichern, die Lebensbedingungen zu erhalten und diese beeindruckenden Greifvögel für die Menschen erlebbar zu machen, betreibt die Kreissparkasse Miesbach Tegernsee im Rahmen ihrer Aktivitäten für Umwelt und Tourismus das Projekt zum Schutz des Steinadlers.
Die Familie war mit ihrer Tochter unterwegs auf dem Steinadler-Erlebnisweg ins Steilenbachtal – Geitau.
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Der behindertengerechte Steinadler-Erlebnisweg ins Steilenbachtal – Geitau führt vom Ausgangspunkt aus auf einer asphaltierten Straße durch Wiesen ca. 25 min. (1 km) zum Beobachtungspunkt entlang des Wanderweges 644 mit Blick auf Aiplspitz (1.759 m ü. NN), Heißenplatte (1.593 m ü. NN), Kleinmiesing (1.666 m ü. NN) und Hochmiesing (1.863 m ü. NN) und damit in wichtige Jagd- und Thermikgebiete des Steinadlerpaares „Rotwand“. Bis hierher für Rollstuhlfahrer geeignet. Nach der Brücke über den Alpbach verlassen wir den Wanderweg 644 und folgen halblinks dem Wanderweg W6 (Wanderkarte „Alpenregion Wendelstein“) Richtung Klarer Alm ca. 45 min. (2 km). Am Beobachtungspunkt (2) auf der Klarer Alm bieten sich Richtung Westen Ausblicke auf potentielle Brutfelsen sowie in weitere Jagd- und Thermikgebiete. Dort lässt sich die Bedeutung des Faktors „Einfluss des Menschen auf den Steinadler“ anschaulich erklären. Der empfohlene Rückweg erfolgt auf demselben Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt. Gaststätte am Weg Postgasthof „Rote Wand“ in Geitau. |