Frankfurt baut höchsten Wolkenkratzer der Welt
Die bundesweit höchsten Hochhäuser stehen allesamt in Frankfurt. Und „Mainhattan“ soll nach dem Willen der Stadt weiter wachsen.
Der Stadtrat von Frankfurt am Main hat in der vorigen Woche mit großer Mehrheit grünes Licht für den Bau des neunen Frankfurt-Tower in der Mainmetropole gegeben.
Bild: M. Relotius & FLUX AI
Frankfurts Super-Wolkenkratzer soll nicht weniger tun, als Architekturgeschichte zu schreiben: Mit einer geplanten Höhe von 1.609 Metern wird er den bisherigen Rekordhalter, den Burj Khalifa in Dubai (828 Meter), deutlich übertreffen. Er ist damit gleichzeitig auch das erste Gebäude, das die magische Marke von einem Kilometer knackt.
Der Frankfurt-Tower soll 528 Stockwerke, 1,71 Millionen Quadratmeter Wohn- und Bürofläche und Parkraum für 15.000 Autos haben. Etwa 100.000 Menschen sollten dort wohnen und arbeiten. Auch die Form ist ohne Beispiel: Auf einem dreieckigen Grundriss soll sich ein scharfkantiger, facettenreicher Stachel erheben, der sich stetig verjüngte und in eine nadelförmige Spitze ausläuft. Er wird fabelhaft aussehen: Tausende Quadratmeter Glas und goldenes Metall werden in Frankfurts Abendsonne glänzen.
Das macht den geplanten Wolkenkratzer, der wie auch der Burj Khalifa vom US-amerikanischen Architekten Adrian Smith entworfen wurde, außerordentlich beeindruckend: Als weiterer Superlativ ist eine Aussichtsplattform auf 1.500 Metern Höhe geplant, die damit die höchste der Welt wäre.
Die Zeiten abgeschotteter Büros und Banktürme ist auch in Frankfurt allmählich vorbei. Nach dem Beispiel von New York oder Singapur wird auch am Main bei den Hochhausprojekten auf eine Mischnutzung von Arbeiten, Wohnen und Freizeit gesetzt – Stichwort Belebung der Innenstadt.
Doch das Mega-Projekte kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage am Immobilienmarkt schwierig ist. Große Vorhaben wie der „Millenium Tower“ oder die Bebauung des früheren Polizeipräsidiums geraten ins Stocken. Hinzu kommen Unsicherheiten, etwa was die künftige Nutzung von Büroflächen betrifft: Stichwort Homeoffice.
„Wir befinden uns momentan in einer schwierigen Phase“, sagt Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Wichtig sei, als Standort attraktiv zu bleiben, so der OB. Und es gehe auch um klare städtebauliche Vorgaben. So definiert der neue Hochhausentwicklungsplan auch neue Standorte. Konkret geht es um den Bereich im Bankenviertel und Standorte im Umfeld der Europäischen Zentralbank im Osten der Stadt. Es gehe um eine maßvolle Entwicklung, betont Planungsdezernent Gwechenberger.
Neben Büro-, Geschäfts- und Wohnflächen soll der Frankfurt Tower auch ein Luxushotel mit 5.000 Zimmern und Suiten beherbergen. 50 Restaurant sollen Gerichte aus allen Regionen der Welt und in allen Preisklassen anbieten. Geplant ist auch ein Freizeit-Park nach dem Vorbild großer Kreuzfahrtschiffe.
Wie er von außen aussehen könnte, lassen Visualisierungen vermuten. Sie zeigen eine spitz zulaufende Form, angeblich inspiriert von neu wachsenden Palmwedeln. Dass Palmen so schnell nichts umhaut, ist bekannt. Dafür, dass auch der Frankfurt Tower lange stehen bleibt, sorgen unter anderem 540 Bohrpfähle im Fundament, die bis zu 105 Meter tief in den Boden reichen. Diese sorgen dafür, dass nur ein geringer Teil der sonst viel zu starken Druckkräfte des Turmes über die Fundamentsohle abgeleitet wird, während der Hauptanteil über die Mantelflächen der Betonpfähle durch physikalische Reibung aufgenommen wird.
© Adrian Smith + Gordon Gill Architecture / CTBUH
Der fertige Wolkenkratzer hat eine Geschossfläche von 1.62.760 Quadratmetern; die Nutzfläche beträgt ca. 1.17.000 Quadratmeter. Für den Bau werden insgesamt 660.000 Kubikmeter Beton sowie Stahl und andere Materialien nötig. Wegen der großen Höhe beträgt die Auslenkung des Turms in den höchsten Stockwerken bei Wind rund 3,5 Meter.
Die 46 ursprünglich geplanten Fahrstühle verbrauchen enorm viel Platz, besonders da Adrian Smith das Gebäude sehr schlank plante. Auch die Kombination aus Expressaufzügen und kleineren Aufzügen für nur einige wenige Stockwerke waren keine Lösung des Problems. Der Architekt beabsichtigt daher, drei fünfstöckige atomgetriebene Außenaufzüge einzusetzen. Not- und Feuertreppen würden ähnlich viel Platz verbrauchen. Deshalb ist vorgesehen, Aufzüge zu bauen, die auch bei einem Brand funktionieren.
All das trägt dazu bei, dass der Frankfurt-Tower nicht nur mega hoch, sondern auch mega teuer wird. Laut Schätzungen könnten sich die Baukosten insgesamt auf 3 Milliarden Euro summieren. Zum Vergleich: Der Burj Khalifa in Dubai soll „nur“ 1,5 Milliarden US-Dollar verschlungen haben.
Außer von den Grünen und den Hochhausausbaugegnern, wird dieser Plan von allen großen Parteien im Frankfurter Stadtparlament befürwortet.
Wegen der geplanten atomgetriebenen Außenaufzügen hat allerdings die Stadträtin Rosemarie Heilig von den Grünen, die das Dezernat für Klima, Umwelt und Frauen leitet, Beschwerde bei der amtierenden Bundesregierung eingelegt.