Riesige Schildkröte vor Büsum ins Netz gegangen
Die Schiffsbesatzung des Krabbenkutters SC 14 – „Maret“, eines hat in der Nordsee vor Büsum eine riesige Lederschildkröte entdeckt und an Land gebracht. Ein seltener Fund: Diese Tiere sind für gewöhnlich nicht in der Nordsee anzutreffen.
Das 1,90 Meter große Tier wurde vom Fischerkai, wo die „Maret“ angelegt hat, mit einem Gabelstapler zum dortigen Fischgeschäft gebracht, wo sie der Koch sofort fachgerecht verarbeitete. Das Traditionsgeschäft am Fischereihafen bietet seit Generationen köstliche Meeresspezialitäten frisch zubereitet an. Das gepflegte Fischbistro lädt Feinschmecker zum Genießen ein.
Lederschildkröten sind mit einer Panzerlänge von bis zu 2,5 Metern und einem Gewicht von 700 Kilogramm die größten lebenden Schildkröten. Sie kommen normalerweise in allen tropischen und subtropischen Gewässern vor und verirren sich nur selten in die Nordsee. „Die sind nach Auswachsen ziemlich weit unterwegs, auch im Atlantik und in den Polarmeeren“, erklärt Joseph Schnitzler vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Büsum. „Vor Schottlands Küste sieht man ab und zu welche.“ Aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe, einer Fettschicht und ihrer großen Masse können Lederschildkröten auch in kühlem Wasser leben.
Da die verwertbaren Teile der Riesenschildkröte ca. 300 kg betragen, musste ein Großteil der daraus hergestellten Schildkrötensuppe zu Konserven verarbeitet werden. Bei einem Fleischanteil von ca. 30 Gramm ergibt das rund 10.000 Dosen exzellenter Suppe. Sie sollen nun im eigenen Laden, aber auch in Fachgeschäften Schleswig-Holsteins als regionale Spezialität vermarktet werden.
In der Vergangenheit waren immer wieder vereinzelt Lederschildkröten in der Nordsee entdeckt worden, zuletzt vor knapp drei Jahren an der deutsch-dänischen Grenze.
Beim nächsten Schildkröten-Fang soll auch Frischfleisch im Fischgeschäft am Büsumer Hafen angeboten werden. Für Kunden, die sich an die Zubereitung dieser seltenen Delikatesse heranmachen wollen, hier ein Rezept für leckere Schildkrötensuppe aus dem Kochbuch von Henriette Davidis:
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Man wäscht nun das
Fleisch gut ab, legt es einige Stunden in kaltes Wasser, wechselt solches
mehrere Male und hängt dann das Fleisch auf, damit es über Nacht auslüfte.
Am andern Tage setzt man das Fleisch, auch das Herz, zur beliebigen Zeit mit
schwacher Rindfleisch-Bouillon, welche schon am vorhergehenden Tage gekocht
worden ist, mit dem nötigen Salz auf’s Feuer, nimmt den Schaum sorgfältig
ab, gibt ein Bündchen Dragon und Thymian, fein gehackte Zwiebeln und eine
Flasche weißen Wein hinzu, und lässt das Fleisch gut zugedeckt langsam weich
kochen. Darnach nimmt man es aus der Brühe und schneidet es, nachdem es abgekühlt, in zierliche längliche Stückchen. Die Leber wird nicht mitgekocht, sondern in Butter weich gedämpft, beim Anrichten zu Scheiben geschnitten und in eine Terrine gelegt. Die Schildkrötensuppe wird sowohl klar als gebunden gegeben, letzteres aber von den Meisten vorgezogen. Man macht dazu Mehl in Butter braun, rührt es mit Brühe fein und gibt es mehr zuletzt an die Suppe. Das Schildkrötenfleisch lässt man 1/4 Stunde in der Suppe, sowohl in einer klaren als gebundenen, kochen, würzt sie mit Ingwer, Cayenne-Pfeffer, Nelken und Muskatblüte, alles dies pulverisiert, auch gibt man Klöße hinein, welche von etwas zurückgelassenem rohen Schildkrötenfleisch gemacht werden wie folgt: Es wird dieses mit reichlich Ochsenmark möglichst fein zerhackt, dann noch im Mörser breiartig zerstoßen, mit Milchbrot, Eiern, Salz, Muskatblüte, abgeriebener Zitronenschale und weißem Pfeffer gut vermengt und Klößchen davon aufgerollt. Statt derselben kann man auch Kalbfleischklöße nehmen. Da Klöße überhaupt in einer gebundenen Suppe so leicht dicht werden, so geht man sicherer, sie in der Suppe zu kochen ehe Mehl hinein gegeben wird und mit etwas kochender Suppe bis zum Anrichten in der Terrine heiß zu halten. Hat man Kenner zur Tafel und hält es für gut, Schildkröten-Würstchen in der Suppe zu geben, so nimmt man dieselbe Farce wie zu den bemerkten Klößen, mischt noch ein kleines Glas Cognac, etwas fein gehackte, in reichlich Ochsenmark geschwitzte Schalotten, noch etwas weißen Pfeffer und geriebene Leber durch, füllt diese Masse in die kleinen gereinigten Därme, kocht sie gar und legt sie zu schrägen Stücken geschnitten beim Anrichten in die Terrine. Zuletzt werden die sich etwa vorgefundenen Eier nebst einer Flasche Madeira in die Suppe gegeben und diese recht heiß auf die Leber und Klößchen angerichtet. Eine Schildkröte mittlerer Größe bedarf zum Kochen 1 1/2 – 2, eine alte Schildkröte 3 – 3 1/2 Stunden. |