Notizen aus Münster

 

 

Annette von Droste-Hülshoff

Die Freuden des Landlebens
          Den 2. August 1807

Ich kenne die Freuden des ländlichen Lebens,
Ich kenne die Freuden der lärmenden Stadt.
Ich sehnte mich oft nach Gesundheit vergebens,
Ich seufzte nach Tugend, die Stadt macht nur glatt.

Doch, ach, ich verdanke mein ruhiges Leben
Dem Freunde, der hiervon gerettet mich hat.
Er sprach: Willst du jetzund Gehör mir nur geben,
Verlasse das eitele Leben der Stadt.

Wo findet man wohl die erfrischenden Lüfte?
Wo sind wohl die Blumen auf grünender Flur?
Wo sind die erquickenden, heiteren Düfte?
Wo? als bei dem ländlichen Reiz der Natur?

Da ward ich erst glücklich, da lerntꞌ ich erst Tugend,
Da fand ich das frohe gesellige Glück.
Nie sehnꞌ ich mich zu der verflossenen Jugend,
Nie sehn' ich mich je zu den Städtern zurück.