Pont de l'Alma

Die Kopie der Flamme, die New Yorks Freiheitsstatue in der Hand hält, ist wieder sauber. Seit dem Unfalltod von Prinzessin Diana und ihres Geliebten Dodi Al-Fayed am 31. August 1997 im Pariser Alma-Tunnel verwandeln sie Fans der britischen Prinzessin in eine Gedenkstätte. Die historische Stelle an der Pont de l'Alma wird jeden Tag von Touristen aus aller Welt besucht und fotografiert. Manche kleben dabei Texte in allen möglichen Sprachen auf den schwarzen Marmor, andere schreiben ihre Gedanken und Wünsche mit Filzstiften auf die Brückenbalustrade. Einen neuen Höhepunkt bildete die dreizehnte Wiederkehr des Jahrestages Ende August 2010, als dort inmitten eines Blumenmeeres sogar Fotografien der Prinzessin und ihres Freundes zu sehen waren.

Für diesen Rummel zeigt die Stadtverwaltung von Paris wenig Begeisterung. Sie lässt die spontane Wallfahrtsstätte regelmäßig säubern und alle Bilder, Blumen und Devotionalien entfernen. Wenig später allerdings kann man alles in ähnlicher Form wieder am gleichen Ort sehen.

Die Pont de l'Alma wurde zwischen 1854 und 1856 zu Ehren des Sieges der französisch-britischen Allianz über Russland im Krimkrieg errichtet. Vier Statuen, die verschiedene Armeen versinnbildlichten, zierten das Bauwerk. Die Seinebrücke wurde jedoch von 1970 bis 1974 saniert und modernen Verkehrsbedürfnissen angepasst. Von den ursprünglich vier Statuen ist nur noch der Zuave-Soldat erhalten, der an das leichte Infanterie-Regiment erinnert, das in Französisch-Afrika kämpfte.

 

 

 

Nur wenige Meter weiter am westlichen Ende der Allée des Cygnes nahe dem Eiffelturm steht auf einem schmalen künstlichen Damm in der Seine eine elfeinhalb Meter hohe Kopie der Freiheitsstatue. Entworfen hat sie der Bildhauer Frédéric Auguste Bartholdi (1834-1904) als Geschenk der Stadt Paris zur Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1876. Das Bronzemodell der „Liberté éclairant le monde“ wurde auf der Weltausstellung des Jahres 1900 gezeigt. Seit 1906 steht es im Jardin du Luxembourg. Anlässlich des 100. Geburtstages der Freiheitsstatue schenkte die International Herald Tribune der französischen Nation einen Abguss der Flamme, die nun ihrerseits in Europa als ein Symbol für Demokratie und Meinungsfreiheit gilt.

Pünktlich zu Herbstbeginn wurde das inoffizielle Diana-Memorial erneut gründlich gereinigt, so dass Parisbesucher das Symbol der französisch-amerikanischen Freundschaft wieder unverfremdet betrachten können.

 

   

 

Dass aber auch diese Reinigungsaktion keine Dauer verspricht, konnte man schon wieder Mitte Oktober sehen. Jemand hatte ein kleines Glas mit Kerze und einem Bild der Thérèse von Lisieux (1873-1897) vor den schwarzen Marmorsockel gestellt. Im Gegensatz zum großbürgerlichen Selbstverständnis der Belle Époque widmete Thérèse ihr Leben den Mitmenschen. Ihre Hingabe äußerte sich in den kleinen Gesten des Alltags und sie begründete die théologie de la „petite voie“, ihren so genannten „kleinen Weg“ der Liebe. In der Katholischen Kirche hat sie den Gedanken der Gotteskindschaft auf eine Art und Weise aktualisiert, die viele Millionen Menschen bis heute nachhaltig fasziniert, daher wurde sie 1925 von Pius XI. heilig gesprochen und 1997 von Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin erhoben.

Die zwanzigjährige Diana wurde nach ihrer Heirat mit dem 33 Jahre alten Prinz Charles weltweit populär und galt bald als die berühmteste und am meisten fotografierte Frau. Ihr wurde schon zu Lebzeiten der Status einer Medienikone zugesprochen und sie prägt seitdem unser historisches Bild von der britischen Monarchie. Während der 1980er Jahre unterstützte sie zahlreiche Wohltätigkeitsprojekte. Auch nach ihrer Scheidung von Prinz Charles im August 1996 setzte sie sich für die Abschaffung von Landminen ein und engagierte sich weiterhin für benachteiligte Menschen. Nach ihrem Tod, der Millionen von Menschen weltweit bewegte, erhielt Diana den Beinamen „Königin der Herzen“, den im 17. Jahrhundert schon Elisabeth Stuart trug, die Frau des Winterkönigs Friedrichs V. und Stammmutter sämtlicher Monarchen Großbritanniens.

 

 

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