Nackte Bäuche

Immer mehr Mädchen zeigen uns ihren nackten Bauch. Wollen sie damit die Reize verstärken, die sie durch ihren mehr oder weniger entblößten Busen bereits aussenden?

Der Bauch erscheint zumeist zwischen Hosenbund und Oberteil als heller Streifen. Die Breite des entblößten Hautstreifens hängt von verschiedenen Faktoren ab: vom Wetter, vom Alter der Trägerin, vielleicht vom sozialen Status, bestimmt wenn sie die 30 erreicht oder überschritten hat. Man kann beobachten, dass bauchfreie Moden auf den anspruchsvollen Pariser Boulevards seltener werden.

Wer seinen Körper in dieser Region entblößen will, bekommt ein Problem: Das Höschen, der Schlüpfer oder der Tanga müssen mit den Gegebenheiten korrespondieren, unter denen sie zur Schau getragen werden, sonst wird’s peinlich. Die Unterwäsche sollte mit Hemd und Höschen harmonieren, denn rosa Bündchen und schwarze Kordeldreiecke, die sich in der beim Bücken sichtbaren Kimme verzwirbeln, wirken selbst auf dem attraktivsten Körper unerotisch.

Ein vielleicht erwünschter Nebeneffekt dieser Mode ist die Entblößung des Bauchnabels, die uns einen unerwarteten Blick ins Intimleben der Bauchbesitzerin ermöglicht. Ist die einst gekappte Nabelschnur gut verheilt? Wurden beim letzten Duschen alle Seifenspuren beseitigt? Ist der Bauch also sauber?

Einigen erscheint der bloße Bauch auch dann noch zu trivial, wenn er wohl gereinigt hervorgestreckt wird, also muss ein Piercing her. Von oben wir ein Loch in die Bauchfalte oberhalb des Nabels gestochen, durch das dann ein Stift gebohrt werden kann, an dessen unteren Ende ein Gewinde das Schmuckstück hält. Je nach Kaufkraft der Bauchbesitzerin bzw. ihres aktuellen Freundes kann vom Strass bis zum Brillanten da allerhand Schmuckes baumeln.

Oft gibt es auch fette Bäuche zu sehen, die wulstig aus der Kleidung hervortreten oder über dem knappen Bund herabquellen. Dann werfen wir doch lieber ein Blick von hinten, wo die hier gewählte Bekleidung ebenfalls eine Lücke erzeugt. Da erfreuen manchmal zwei niedliche Grübchen oder farbenfrohe Tangas lassen ihre Funktion unterhalb der Popospalte erahnen. Gelegentlich zeigen sich auch kunstvolle Tattoos, die aus Gründen der optischen Wirkung längs ausgerichtet sind und die neulich in einer deutschen Wochenzeitung von einem Kolumnisten als "Arschgeweihe" diffamiert wurden. Inwieweit die Behauptung jenes Zynikers stimmt, das zur Schau-Tragen solcher Schmuck-Zeichnungen sei in Deutschland vor allem unter weiblichen Lehrlingen des Friseurhandwerks populär, will der Chronist nicht nachprüfen.

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