Ein unmögliches Reiseziel

Es ist das einzige Reiseziel auf der Erde, das es nicht gibt: Das Ungeheuer von Loch Ness. Manche behaupten, bei Nessie handele es sich um ein Tier, das in dem berühmten Fjord bei Inverness lebt; sie halten es für eine Seeschlange, die 20 Meter lang sein soll; andere wollen wissen, es sei ein Plesiosaurus, der in der Abgeschiedenheit des Sees die Jahrtausende überlebt hat. Aber selbst die allermeisten ernsthaften Kryptozoologen halten (nach Wikipedia) die Idee, das Monster von Loch Ness sei ein Überrest des Mesozoikums, für sehr unwahrscheinlich.

Immerhin gibt es eine Reihe von Berichten, die seit dem Jahre 565 nach Christi Geburt von dem vermeintlichen Ungeheuer Zeugnis ablegen; selbst ein unscharfes Foto kursiert seit 1934, das ein schlangenhaftes Ungetüm zeigt und das wohl der verbreiteten Vorstellung von Nessi recht genau entspricht.

 

Foto: Robert Kenneth Wilson

Seit Jahrzehnten tobt der Streit um die Existenz des scheuen Wesens und selbst wissenschaftliche Expeditionen, die mit Unterwasserkameras und Ultraschall-Detektoren nach dem vermeintlichen Monster gesucht haben, konnten diesen Streit nicht entscheiden. Das ficht die Menschen, die in der Region um das Loch Ness leben, aber nicht an. Für viele ist der Mythos zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden, da Inverness und der stille See heute eines der Hauptziele der Touristen darstellt, die nach Schottland reisen. Und wer dann seine Nessie nicht entdecken kann, dem bieten Souvenirgeschäfte Nachbildungen aus Glas und bemaltem Gips zum Kaufe feil.

Wir wollten es auch wissen und hielten Anfang Juli 2012 Ausschau nach dem Ungetüm. Aber ein anderes Ereignis ließ die Suche in den Hintergrund treten. Ganz Groß-Britannien befand sich in diesen Tagen im Olympia-Fieber und auch die Schotten, die sich sonst englischen Ideen und Aktivitäten gegenüber sehr zurückhalten zeigen, machten enthusiastisch mit und sparten ausnahmsweise nicht mit Beifall.

Schon Wochen vor Eröffnung der Spiele in London trugen begeisterte Sportlerinnen und Sportlern das Olympische Feuer durch das ganze Land, die von ebenfalls freudetrunkenen Landsleuten so umjubelt wurden, als hätte jeder von ihnen schon eine Medaille gewonnen.

Einer der 92 Personen, von denen die Fackel von die 169 Meilen von Glasgow nach Inverness getragen wurde, war Louis Mackinnon, der hier gerade die Brücke über den flussartigen Fjord erreicht. Es herrschte an diesem kühlen 9. Juni wahre Volksfeststimmung. Das Ereignis wurde allein in Inverness von ca. 17.000 begeisterten Menschen begleitet, andere Quellen sprechen gar von 20.000.

Später, als die olympische Flamme in einem Boot über das Loch Ness von Fort Augustus nach Drumnadrochit gefahren wurde, gelang uns das folgende Foto, das beweist: Selbst Nessie ließ sich das Olympia-Spektakel nicht entgehen!

 

 

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