„Crème Éclipse /Cirage á la Cire“

 

An der Ecke des Forum des Cardeurs zur rue Gaston de Saporta in Aix-en-Provence sind die verblichenen Konturen einer alten Fassadenwerbung noch gut zu erkennen. Ich habe sie im Mai 2017 fotografiert:

Man sieht zwei runde Gesichter und liest: „Crème Éclipse /Cirage á la Cire“. Es handelt sich um die Werbung für eine Schuhcreme, die aus Wachs hergestellt wurde und die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Frankreich sehr populär war.

Das erste Gesicht bedeckt das andere wie der Mond die Sonne; éclipse bedeutet Finsternis, éclipse de lune/soleil: Mond-/Sonnenfinsternis.

Für das Erfolgsprodukt der 1872 gegründeten Société générale des cires françaises hat man aufwändig geworben. Neben bunt bemalten Fassaden wurden auch farbig bedruckte Blechschilder geprägt, Plakate bedruckt und Automobile beschriftet.

Cirage á la Cire heißt „Schuhcreme aus Wachs“, ist aber auch ein Wortspiel. Das glänzende Gesicht im Vordergrund wurde als Neger dargestellt. Er ist ein cireur de chaussures, ein Schuhputzer. Man sagt in Frankreich auch „être noir(e) comme du cirage“: kohl[raben]schwarz sein.

  

Das Wort negre ou nigre (noir) wurde im Frankreich des 16. Jahrhunderts aus lateinisch niger, „schwarz“ abgeleitet. Im 19. Jahrhundert erscheint es als Adjektiv in der Bedeutung von „couleur noire“ und bezeichnet seit dem 17. Jahrhundert auch im Deutschen Menschen mit einer dunklen Hautfarbe.

Das Wort fand zunächst nur begrenzt Verwendung; mit dem Aufkommen der eng mit der Geschichte von Kolonialismus, Sklaverei und Rassentrennung verbundenen Rassentheorien und der Vorstellung einer „negriden Rasse“ bürgerte es sich ab dem 18. Jahrhundert in der Umgangs-, Literatur- und der Wissenschaftssprache ein. „Neger“ gilt heute vielen als Schimpfwort und als abwertende, rassistische Bezeichnung für schwarze Menschen.

Der Künstler Édouard Bernard (1879-1950) schuf eins der besten Werbeplakate für die Schuhcrem-Firma.

Bildquelle: Éclipse. LES BEAUX DIMANCHES, 20/03/2015


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