Denkmalschändung oder bloß ein Ulk?

 

 

 

In St Germain des Prés auf der Place Michel-Debré steht seit 1985 die monumentale Statue „Centaur“ von César Baldaccini, genannt César, (1921-1998), einem bedeutenden französischer Bildhauer des Nouveau Réalisme. Das Fabelwesen – halb Mensch halb Tier – symbolisiert wilde Kraft, Dynamik und Unterwerfung. Die 5 Meter hohe Skulptur mit den Gesichtszügen des Künstlers gilt als Hommage an Pablo Picasso und wird als bedeutendes Kunstwerk der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefeiert.

 

Irgendein Witzbold hat neulich auf die Schwanzspitze zwei profane cône de chantier gesteckt (zu Deutsch: Pylone oder Leitkegel, 1952 in Lübeck erfunden), die auch als „petit chapeau de Lübeck“ bezeichnet werden. Zuvor schon hatte irgendjemand die sehr markanten Hoden des Wesens mit Aufklebern verziert.

 

  

 

Soll man diese Tat nun als profanation d'un monument bezeichnen oder handelt es sich bloß um Ulk, um einen lustigen Unfug?

Ich plädiere für das Letztere, denn die Skulptur ist aus Schrott zusammengeschweißt, aus Metallobjekten des Alltagsgebrauchs. Die Verwendung von Objekten aus der Realität erlaubte es dem Künstler, mit der Abstraktion zu brechen und eine Reflexion über Materialien, plastische Techniken und die Banalität der Konsumgesellschaft anzuregen. Die aufgestülpten Hütchen geben der spannungsvollen Struktur von klaren Linien und Brüchen einen frechen zweifarbigen Akzent.

 

 

zurück zum Titelbild