Zeittafel zu Leben und Werk
1817
Hans Theodor Woldsen Storm wird am 14. September in Husum, Markt 9, als Sohn des Rechtsanwalts Johann Casimir Storm (1790–1874) geboren; Mutter: Lucie, geb. Woldsen (1797–1879).
1826
Storm tritt in die Quarta der Husumer Gelehrtenschule ein. Der Vater wirkt als Kommittierter des 3. Schleswiger Deichbandes bei den ersten Küstenschutzmaßnahmen nach der Sturmflut von 1825 mit.
1834
Der Schüler schreibt Gedichte nach antiken und klassischen Vorbildern und orientiert sich an der Wochenblatt-Poesie.
Erste Gedichtveröffentlichung Sängers Abendlied im Husumer Wochenblatt vom 27. Juli 1834 sowie der ersten Prosa-Arbeit im »Dithmarser und Eiderstedter Boten«.
1835
Im Herbst Umschulung in die Prima des Katharineums in Lübeck.
1836
In Lübeck Bekanntschaft mit Emanuel Geibel und Freundschaft mit Ferdinand Röse, der ihn für die zeitgenössische Literatur begeistert.
1837
Beginn des Jura-Studiums in Kiel; Storm schreibt ein Märchen und Gedichte für Bertha von Buchan; Verlobung mit der 17-jährigen Emma Kühl von Föhr.
1838
Entlobung; Studium in Berlin, Bildungsreise nach Dresden.
Veröffentlichung von Gedichten in den »Neuen Pariser Modeblättern«.
1839
Rückkehr zur Universität Kiel; Freundschaft mit Theodor und Tycho Mommsen.
1840
Veröffentlichung von Gedichten im »Album der Boudoirs«.
1842
Bertha von Buchan weist Storms Heiratsantrag zurück. Juristisches Staatsexamen in Kiel. Beginn der Sammlung von Märchen, Sagen und Reimen aus Schleswig-Holstein. Seit Herbst lebt Theodor Storm wieder in Husum.
1843
Zunächst arbeitet Storm in der väterlichen Kanzlei; Anfang des Jahres eröffnet er eine eigene Rechtsanwaltskanzlei; Gründung eines gemischten Gesangvereins. Veröffentlichungen im »Volksbuch auf das Jahr 1844« und im »Liederbuch dreier Freunde«.
Zusammenstellung einer Sammlung von Spukgeschichten.
1844
Verlobung mit seiner Cousine Constanze Esmarch, Tochter des Bürgermeisters von Segeberg; Braut-Briefwechsel; Teilnahme am Nordfriesenfest in Bredstedt; Storm ist mit den Kindern des Amtmannes Gotsche von Krogh befreundet.
1845
Einzug in das Haus Neustadt 56. Karl Müllenhoff gibt die Sagensammlung mit vielen Beiträgen von Storm zum Druck.
1846
Eheschließung mit Constanze in Segeberg. Weitere Arbeiten für die »Volksbücher für die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg«.
1847
Liebesverhältnis zu Dorothea Jensen, leidenschaftliche Liebesgedichte, z. B. Rote Rosen; die Erzählung Marthe und ihre Uhr wird im »Volksbuch« veröffentlicht.
1848
Storm engagiert sich für die nationale Unabhängigkeit Schleswig- Holsteins und verfasst Berichte für die »Schleswig-Holsteinische Zeitung«, u. a. über das Bauprojekt des Dockkooges vor Husum. Er unterzeichnet eine Petition, die Personalunion mit Dänemark aufzuheben und den dänischen König der Herzogkrone für verlustig zu erklären. Storm ist Mitunterzeichner der Protestadresse gegen die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes.
Gedicht: Oktoberlied.
1850
Mitglied des Wahlkomitees, das die Wahl der schleswig-holsteinischen Landesverwaltung in Husum vorbereiten sollte.
Schleswig-holsteinische Truppen werden bei Idstedt von den Dänen geschlagen. Gedicht Im Herbste 1850; Beginn des Briefwechsels mit Eduard Mörike. Niederlage der Schleswig- Holsteiner bei Idstedt; Beschießung von Friedrichstadt.
1851
Der Sammelband »Sommergeschichten und Lieder« erscheint.
1852
Storms Bestallung als Rechtsanwalt wird aufgehoben; er ist nicht bereit, eine Loyalitätserklärung gegenüber der Dänischen Krone abzugeben. Stellungssuche, erste Reise nach Berlin. Mit der Veröffentlichung von Immensee wird Storm im deutschsprachigen Kulturraum als Dichter bekannt. Die erste Sammlung seiner »Gedichte« erscheint in Kiel (Die Stadt, Abseits).
Geburt der Söhne Hans (1848), Ernst (1851) und Karl (1853).
1853
Storm bemüht sich in Berlin um eine Stelle im preußischen Justizdienst; schließlich wird er zum Gerichtsassessor (zunächst ohne Gehalt) ernannt; Wohnung in Potsdam. Storm schließt sich dem »Tunnel über der Spree« an. Bekanntschaft mit Theodor Fontane, Paul Heyse, Franz Kugler, Friedrich Eggers u. a.
1854
Gedicht Für meine Söhne, Novellen Ein grünes Blatt, Im Sonnenschein; Begegnung mit Joseph von Eichendorff.
1855
Besuch bei Eduard Mörike in Stuttgart. Geburt der Tochter Lisbeth (1855). Novelle Angelika.
Storm führt umfangreiche Briefwechsel mit Freunden und Kollegen.
1856
Freundschaft mit dem Immensee-Illustrator Ludwig Pietsch; Ernennung zum Kreisrichter in Heiligenstadt; Übersiedlung nach Thüringen.
1857
Freundschaft mit dem Landrat Alexander von Wussow. Humoristische Erzählung Wenn die Äpfel reif sind.
1858/9
In Heiligenstadt entsteht die Novelle Auf dem Staatshof, in der Storm seine zunehmend kritische gesellschaftspolitische Position darstellt. Gründung eines Gesangvereins in Heiligenstadt.
Anthologie »Deutsche Liebeslieder seit Joh. Chr. Günther«.
1860
Geburt der Tochter Lucie; Novelle Späte Rosen.
1861
Novellen Drüben am Markt und Veronica.
1862
Storm schreibt die Weihnachtsballade Knecht Ruprecht; neben den Novellen Auf der Universität und Im Schloss, in denen er seine demokratische Gesinnung veranschaulicht, konzipiert er das Märchen Die Regentrude und eine Reihe von Spukgeschichten (Am Kamin, Bulemanns Haus, Der Spiegel des Cyprianus).
Storm schreibt für verschiedene Familienzeitschriften, u. a für die »Gartenlaube«.
1863
Geburt der Tochter Elsabe. Tod des dänischen Königs Friedrich VII. Proklamation des Erbprinzen Friedrich von Augustenburg zum Herzog eins selbstständigen Schleswig-Holsteins. Storms Gedicht Und haben wir unser Herzoglein …
1864
In Folge des Deutsch-Dänischen Krieges besiegen preußischösterreichische Truppen Dänemark und besetzen die Herzogtümer Schleswig und Holstein. Storm wird zum Landvogt ernannt; er scheidet aus dem preußischen Staatsdienst aus und kehrt nach Husum zurück.
1864
Im März tritt Storm sein Landvogt-Amt in Husum an.
1865
Nach der Geburt der Tochter Gertrud Tod seiner Frau Constanze. Gedichtzyklus Tiefe Schatten; Novelle Von Jenseit des Meeres. Reise nach Baden-Baden zu Iwan Turgenjew.
1866
Krieg zwischen Preußen und Österreich. Einmarsch preußischer Truppen in Holstein; Sieg der Preußen über die Österreicher bei Königgrätz. Beide Herzogtümer werden preußisch. Vermählung mit Dorothea Jensen; Umzug in das Haus Wasserreihe 31.
1867
Freundschaft mit Klaus Groth, Novellen In St. Jürgen und Eine Malerarbeit. Freundschaft mit dem Landrat Ludwig Graf zu Reventlow und seiner Frau.
1868
Nach der Annektierung der Herzogtümer und der Aufhebung des Amtes des Landvogts wird Storm preußischer Amtsrichter; die erste Auflage der »Sämtlichen Schriften« erscheint im Verlag von George Westermann. Geburt der Tochter Friederike.
1870
Deutsch-französischer Krieg. Storm spricht sich gegen den Krieg aus, lehnt Abfassung von »Schutz- und Trutzliedern« ab, hat »mehr Begeisterung für den Kampf im Staate als für den um seine Grenzen«. Storm stellt aus genauer Kenntnis der deutschen Lyrik das »Hausbuch aus deutschen Dichtern seit Claudius. Eine kritische Anthologie« zusammen. Freundschaft mit dem Illustrator Hans Speckter.
1871
Storm entwirft die Zerstreute(n) Kapitel und experimentiert mit neuen Erzählmustern.
1872
Novellen Draußen im Heidedorf und Eine Halligfahrt; Reise nach Leopoldskron bei Salzburg zum österreichischen Politiker und Schriftsteller Julius Schindler, der unter dem Namen »Julius von der Traun« Erzählungen veröffentlichte.
1873
Beginn der Freundschaft und des Briefwechsels mit Wilhelm Petersen.
1874
Ernennung zum Oberamtsrichter; Tod des Vaters; Novellen Beim Vetter Christian und Waldwinkel; Als Auftragsarbeit entsteht Pole Poppenspäler, die einzige eigens für die Jugend geschriebene Erzählung Storms. Verarbeitung der Stiefmutterprobleme in der Novelle Viola tricolor.
1875
Novellen Ein stiller Musikant, Psyche und Im Nachbarhause links; Gedicht Über die Heide und Zyklus Neue Fiedellieder.
1876
Aquis submersus; Meine Erinnerungen an Eduard Mörike; Reise nach Würzburg zu seinem ältesten Sohn Hans; Storm als Mitarbeiter von »Westermanns Monatsheften«.
1877
Zweite Reise nach Würzburg, um Hans durchs medizinische Examen zu bringen; Beginn der Freundschaft und des Briefwechsels mit Gottfried Keller und mit dem Literaturwissenschaftler Erich Schmidt; Storms Novellistik entwickelt sich mit Carsten Curator in Richtung einer kompromisslosen Realistik.
1878
In der Novelle Renate thematisiert Storm gesellschaftliche Veränderungen seiner Zeit im Gewand der Geschichtserzählung (Chroniknovellen).
1879
Ernennung zum Oberrat; Novellen Zur »Wald- und Wasserfreude «, Im Brauer-Hause, Eekenhof; Tod der Mutter; Storm veröffentlicht abwechselnd in den »Monatsheften« und der »Deutschen Rundschau«.
1880
Storm wird auf eigenen Wunsch pensioniert und beschließt, mit seiner Familie Husum zu verlassen.
1880
Umzug nach Hademarschen; Neubau einer großzügigen Villa; Novelle Die Söhne des Senators.
1881/2
Mit seinen Erzählungen Der Herr Etatsrat und Hans und Heinz Kirch setzt Storm die Kritik am Bürgertum der Gründerzeit fort und thematisiert den Verfall der Familie. In seiner eigenen Familie häufen sich die Probleme der heranwachsenden Kinder.
1883
Novelle Schweigen; Verleihung des Bayrischen Maximilianordens.
1884
Zur Chronik von Grieshuus; Festbankett in Berlin zu Ehren Storms.
1885
John Riew; Ein Fest auf Haderslevhuus; Konzeption einer »Deichgeschichte«; Storm beginnt mit ausführlichen Quellenstudien.
1886
Reise nach Weimar zur Jahresversammlung der »Goethe- Gesellschaft«; Bötjer Basch; Storm lässt sich von dem Wasserbauingenieur Christian Eckermann über die Geschichte und die Technik des Deichbaus informieren; Beginn der Niederschrift der Schimmelreiter-Novelle; Eine schwere Krankheit führt zur Unterbrechung der Arbeit; Tod des Sohnes Hans.
1887
Ein Doppelgänger; Ein Bekenntnis; Reise nach Sylt; Sylter Novelle (Fragment); Zur Feier seines 70. Geburtstags wird der Dichter in ganz Deutschland geehrt; Fortsetzung der Arbeiten am Schimmelreiter; Autobiografische Skizzen entstehen.
1888
Vollendung der Novelle Der Schimmelreiter im Februar, dann umfangreiche Korrekturarbeiten; Tod Storms am 4. Juli; Beisetzung am 7. Juli in der Familiengruft auf dem Husumer St. Jürgen-Friedhof.