Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

103. Gail W.                                                       Toronto, June 24, 1964

[in englischer Sprache]

Liebe Susanne;

Es ist lange her, seitdem wir einander geschrieben haben. Ich hoffe, dass es dir und deiner Familie gut geht. Meiner Familie geht es gut. Wie ist das Wetter in der Klingenstraße? Gestern hatten wir einen furchtbaren Sturm. Ich fürchte mich vor Donner und Blitz. Meine Freundin und ich waren zur Zeit des Sturms auf einem Picknick ihrer Kirchengemeinde. Wir haben uns dort sehr amüsiert. Wir sind zweimal schwimmen gewesen, vor dem Essen und nachdem der Sturm vorüber war. Das Wasser war warm wie Suppe. Ich hoffe, du bist versetzt worden. In bin in Klasse 10 versetzt. Ich musste keine Abschlussprüfung machen, weil ich einen Durchschnitt von 66% oder besser in allen Fächern in den letzten Zeugnissen (Weihnachten und Ostern) habe. Meine Eltern waren sehr stolz. Ich habe nichts von Brigitte gehört, aber ich vermute, dass sie bestanden hat. Sie lernt schnell. Das letzte Mal habe ich Weihnachten von ihr gehört, als ich eine Karte von ihr bekam. Sie hat kein Telefon, so kann ich nicht bei ihr anrufen. Ich kenne die Straße, wo sie wohnt, aber ich habe die Hausnummer verloren. Ich will nicht einfach so reinschneien, weil sie nicht zu Hause sein oder Besuch haben könnte. Wenn du ihre Hausnummer kennst, schreib sie mir bitte. Ich nehme an, dass du sie kennst, bis du diesen Brief bekommst, werde ich sie wohl wissen. Ich nehme an, du weißt, dass sie ein Brüderchen bekommen hat, der Tom heißt. Ich hoffe, dass du einen schönen Sommer verlebst. Meine Familie fährt nach Manitoba, um meine Großeltern zu besuchen. Wir haben sie seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Ich freue mich auf die Reise. Wir fahren am 20. Juli mit dem Zug und kommen am nächsten Abend in Winnipeg an. Von Winnipeg fahren wir mit dem Bus bis Melitta und dann mit dem Auto nach Lyleton, wo meine Großeltern wohnen. Sie wohnen auf einem Bauernhof. In der 10. Klasse bekommen wir unsere Bücher umsonst. Ich belege den fünfjährigen Lehrgang. Danach gehe ich zum College. Ich schicke dir ein Foto von mir. Das letzte, das ich dir geschickt hab, war nicht besonders gut. Dies hat man in der Schule von mir aufgenommen. Man kann so viel für einen Dollar kaufen. Ich nehme an, dass du von der Weltausstellung in New York gehört hast. Nach den Bildern zu urteilen, die ich davon gesehen habe, muss sie sehr schön sein. Ich würde sie sehr gerne besuchen. 1967 findet sie in Montreal statt. Sie muss Millionen gekostet haben. Ich weiß nicht viel über dein Land, aber ich möchte mich informieren wie du über Toronto. In der 10. oder 11. Klasse nehmen wir Deutschland in Erdkunde durch. Was hältst du von den Beatles? Sie machen ziemlichen Krach. Ich glaube nicht, dass sie besonders gut singen können, aber ihr Auftreten und der Rhythmus ihrer Lieder machen sie populär.

Das ist alles für heute.

Ich hoffe, bald von dir zu hören.

Deine Brieffreundin,

Gail W.

[Anlage]

Gail W.