Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

118. Brigitte W. und Mutter                            Pankow, den 14.2.1965

Liebe Susanne!

Heute habe ich endlich Zeit, Dir zu schreiben. Hoffentlich bist Du nicht böse, daß ich solange nichts von mir hören ließ. Aber die nötige Zeit fehlte immer. Jetzt haben wir Schulferien, da bin ich die ganze Woche im Betrieb. Dadurch habe ich jetzt mehr Zeit.

Am 5.2. hatten wir im Betrieb wieder Kontorfete. Es war sehr schön, hat aber nur bis 24.00 gedauert. Wir hatten wieder eine Bar aufgebaut und dämmriges Licht. Als Musiker hatte wir 2 Mann vom Betrieb mit Akkordeon und Gitarre. Die haben den ganzen Abend nur West-Schlager gespielt. Neulich war ich in der Staatsoper und habe mir noch einmal „Nabucco“ angehört. Die Oper ist ja sehr schön, aber die Besetzung war nicht besonders.

Daß Du wieder im Schwarzwald warst ist ja schön. Man hört ja viel, daß er herrlich sein soll.

Jetzt ist wieder eine Wochen vergangen, wo ich Deinen Brief nicht weiterschreiben konnte. Hoffentlich bist Du mir deswegen nicht böse. In der Woche hat man abends immer keine Zeit und Lust mehr zum Schreiben. Sonntag macht man dann Schularbeiten und es bleibt dann eventuell noch etwas Zeit zum Briefe schreiben. Liebe Susanne! Wenn Du wirklich zu Ostern nach Berlin kommst und uns auch mal besuchen willst, dann melde Dich bitte vorher an. Dann kann ich Dich vielleicht schon vom Übergang abholen, damit Du zu uns findest. Denn als unkundiger Berliner würdest Du uns schwer finden.

So, das wäre es, was ich Dir noch schreiben wollte. Recht herzliche Grüße sendet Dir

Brigitte und Mutti.