Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

134. Brigitte W.                                                 Berlin, den 12.9.65

Liebe Susanne!

Heute sollst Du Antwort auf Deinen letzten Brief bekommen. Ich hoffe Du bist mir nicht böse, daß ich Dir jetzt erst schreibe. Aber wie Dein Brief kam, war ich im Stahl- und Walzwerk Riesa und anschließend im Urlaub.

Im Stahl- und Walzwerk waren wir vom Betrieb aus. Es war ganz interessant. Unsere Arbeitszeit war von 7.00 bis 13.00. Nachmittags hatten wir frei. Wir haben uns die einzelnen Werke angesehen. Man bekommt ja doch eine bessere Übersicht, wenn man alles in Wirklichkeit sieht, als wenn man es nur erzählt bekommt. Ein Abstich vom Siemens-Martin-Ofen ist ja fantastisch. Wenn der flüssige Stahl rausfließt hätte ich stundenlang zusehen können.

Der Urlaub war wie immer sehr schön. Das Wetter war schön und wir haben tüchtig gefaulenzt. Mutti war vor dem Urlaub noch für 4 Tage im Riesengebirge in der CSSR. Es hat ihr sehr gut gefallen, und ich war froh mal 4 Tage allein zu sein.

Von Jürgen M. kann ich Dir leider nichts berichten, da ich ihn schone eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen habe. Eine zeitlang habe ich ihn immer auf dem Weg zur Schule von der Straßenbahn aus gesehen. Jetzt scheint er aber an eine andere Tankstelle versetzt worden zu sein.

Ja, man ist doch immer erschüttert, wenn man hört daß ein junger Mensch an Krebs gestorben ist. Bei älteren Menschen hat man sich ja daran gewöhnt daß sie sterben, obwohl man da auch immer noch erschüttert ist, besonders wenn jemand an Krebs stirbt.

So, jetzt schreibe ich Dir nur noch meinen Geburtstag. Schreibe mir doch auch einmal Deinen. Ich habe am 26.12. Geburtstag.

Bis zum nächsten Brief grüßt Dich recht herzlich und wünscht Dir alles Gute

Brigitte.