Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

203. Rosemarie W.                                            Solingen, den 17. Juni 1967

Liebe Susanne!

Nachdem das Hoch aus England auch unsre Gegend erreicht hat, ist bei uns auch die Wärme eingezogen. Und so sitze ich im Garten auf der Bank um Dir diesen Brief zu schreiben. Heute ist mal wieder ein Feiertag. – Wie ich Dir bereits ankündigte, wollte ich einmal auf Deinen ausführlichen Brief eingehen. Wie Du bereits geschrieben hast, bist Du bei einer netten Familie. Schreib doch einmal das Alter der Eltern, und ob Du Dich dort betätigst. Es ist auch üblich, daß wir als Eltern einen Brief an die Familie senden, aber wir können nicht englisch schreiben und Mrs Andrews kann nicht deutsch lesen. So halte ich es doch für richtig, daß Du einmal verbindlich darüber sprichst und recht herzliche Grüße ausrichtest. Wir hätten auch gern gewußt, wie die Gastgeschenke angekommen sind. Vielleicht könnten wir vor dem Abschluß noch mal was schicken, zumal Du schriebst, daß Du dort preiswert untergekommen bist. Nun, das mußt Du beurteilen können.

Wir freuen uns immer wieder, daß Du es so gut angetroffen hast und auch nette Kameradinnen hast. Nun schreibe mir doch den Unterschied einmal von dem College und einem Mädchen-Gymnasium. Welche Fächer außer Deutsch, Französisch, Englisch, Musik, Tennis und Turnen hast Du noch belegt, oder reicht das vollkommen aus? Mußt Du das Mittagessen in der Schule bezahlen? Daß Du Deine Kleider noch kürzer machen mußtest, ist wohl nur in England, dem Ursprungsland der Mini-Mode, notwendig. In Italien sahen wir die Kleider nicht so kurz. Und hier bei uns sind es auch Einzelfälle, wo man sich bei umsieht. Auch waren die Haare ziemlich kurz geschnitten im Süden. Hier weiß ich noch nicht, da ich noch kaum ausgehen konnte wegen des schlechten Wetters. – Doch nun noch etwas von uns. Nach den schönen Tagen in Italien können wir uns noch immer schlecht umstellen, aber es gab so allerlei, was ich Dir noch berichten wollte. Mittwoch Morgen wurde gegen 10.55 wurde in der Sparkasse Krahenhöhe innerhalb einer halben Minute ein Raubüberfall verübt von 4 Räubern. Einer war im Auto bei laufendem Motor und 3 drangen in die Sparkasse ein. Dann hielten 2 mit Waffen 6 Angestellte und 3 Kunden im Schach, die alle die Arme hoben. Die Beute in der kurzen Zeit war 83.300.- . Man hat inzwischen im Kreise Ahrweiler 3 Ganoven gefaßt, die in einer anderen Sparkasse eingebrochen haben, und hofft, daß diese auch in Solingen waren. –

Dann wäre noch zu berichten, daß wir von Frau Dr. Bachmann Deine Zahnarztrechnung bekamen. Setzt Dich hin. Ein Betrag von DM 475.- (Vierhundertfünfundsiebzig) Dabei waren insgesamt 16 Behandlungen an 6 oder 7 Tagen aufgeführt.

Schließlich haben wir eine neue Garagentür bekommen, da die alte auseinander fiel.

Utta Hardt bekam ihren 2. Sohn. Ich soll Dich von Hardts ganz herzlich grüßen. Bei dieser Gelegenheit auch von den Baumeisters, Schwarzes, Straubs und vielen Solinger.

Bekommen wir von Dir auch einmal Bilder? Heute rief ich bei S. an, damit die Michael E. Bescheid geben sollen, einmal bei uns vorbei zu kommen, um die Bilder zu zeigen. Schreib, ob Du das Geld bekommen hast.

Mit vielen lieben Grüßen und Wünschen

Mutti und Vati

Und Wau wau-Anka

Hast Du Dich mit Eva H. schon verabredet oder getroffen?