Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

204. Gerhard E.                                                Solingen, den 17.6.67

Liebe Susanne!

Heute ist schon wieder ein Monat vergangen, seit Du abgefahren bist. Deinen Brief habe ich erhalten, und ich muß Dir sagen, ich freue mich jedes Mal riesig über Post von Dir.

Am Mittwoch habe ich im Theater Kleists „Käthchen von Heilbronn“ gesehen. Nicole Hesters spielte einfach ausgezeichnet. Es war so gut besucht, daß keine Karten mehr zu bekommen waren. Ich habe dann noch eine Minute vor Beginn die letzte von den Zurückgegebenen erhalten. Ich sitze jetzt oft mit Axel zusammen, und wir besprechen das Bühnenbild für den Urfaust. Vor den Sommerferien aber werden die Proben nicht beginnen.

Heute bin ich bei Roland eingeladen, der feiert seinen 21. Geburtstag.

Ich war am Mittwoch in Köln und habe die Studentenwohnheime abgeklappert. Bei dreien habe ich mich schriftlich beworben, außerdem will Reinhard Sch. Mir helfen. Ich hoffe nur, daß ich dort einen Platz bekommen kann.

Durch den Besuch meiner Großeltern ist bei uns wenig Platz und ich bin jeden Abend unterwegs und oft mit Dietmar D. zusammen. Ansonsten schreibe ich viel, da ich ja irgendetwas tun muß. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich auf den September freue. Bei Dir wird die Zeit gewiß schneller vergehen als hier.

Ich lege eine kleine Geschichte bei, die ich bitte möglichst bald zurückhaben möchte.

Wenn Du wieder hier bist, müßten wir eine Fete geben, aber keine im normalen Stil, sondern eine Aktion, in der Malerei, Musik und Literatur zu einer Einheit verbundne werden. Was hältst Du davon?

Soweit für heute.

Viele Grüße und tausend Küsse von

Deinem Gerhard.