Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

212. Rosemarie W.                                            Solingen, den 6. Juli 1967

Liebe Susanne!

Ich sitze in Deinem Zimmer, und versuche es nochmal mit der Schreibmaschine. Ob es schneller geht, möchte ich bezweifeln. Es konnte sein, daß Du es noch besser lesen konntest. Zuerst mal sind wir reichlich erstaunt, von Dir schon über eine Woche kein Lebenszeichen zu bekommen. Wenn nichts Besonderes zu berichten ist, so schreibe wenigstens eine Karte. Gestern Abend um ½10 Uhr kam Opa wieder auf dem Düsseldorfer Flughafen an. Wir habe ihn dort abgeholt, und ich bekam einmal wieder den Duft der weiten Welt zu spüren, zumal um diese Zeit die Flugzeuge in großer Anzahl starteten und landeten. Sonst verläuft der Alltag auch ziemlich ausgeglichen. Vati und alle Geschäftsleute sprechen viel vom Umsatz, Geldeingang und den Belastungen, die uns die augenblicklichen Beratungen des Bundeskabinetts bringen. Ansonsten leben wir noch den Verhältnissen entsprechend. Und in diesem Zusammenhang, fallt mir ein, Dir mitzuteilen, daß Dein Geld am 3o. Juni 1967 (freitags) abgesandt worden ist. Wir hoffen, das Du es nun rechtzeitig erhältst, und auch pünktlich zahlen kannst . Zumal ich Deine Unterkunft mehr als preiswürdig finde. Dabei denke ich außer dem Essen und Wohnen, an Deinen Verbrauch an Licht und Wasser. Eine mütterliche Ermahnung kann ich darum auch nicht zurückhalten, um Dir zu sagen, halte Maß. Du bist dort nicht zu Hause.

Opa hat Dir von Lugano geschrieben, und hofft Deine Adresse richtig entziffert zu haben. Schreibe mal, ob Du die Karte erhalten hast, ebenso, wenn das Geld ankommt.

Die beiliegenden Zeitungsausschnitte wirst Du wohl schon inzwischen gelesen haben. Was sagst Du zur Berufswahl mancher?

Bin gespannt, wieviele ihr Ziel verwirklichen.

Eva H. kommt am 17. d. M. zurück. Ihre Mutter sagte es mir, als ich ihr zum Geburtstag gratulierte. Sonntag waren Kleinschmidts und Maasens zu Besuch bei uns . Es war sehr warm und wir konnten auf der Terrasse sitzen. Wir hatten einen schönen Tag. Diese Woche fahren wir nach Remscheid zur Kirmes.

So, nun wäre mein Mitteilungswissen mal wieder erschöpft, und wir hatten nur den einen Wunsch, sehr, sehr schnell von Dir zu hören.

Laß Dich herzlichst grüßen, und ein kleines Küßchen von

Mutti und Vati

und Anka