Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

220. Rosemarie W.                                            Solingen, den 16. Juli 1967

Liebe Susanne!

Findest Du das anstrengend, Deinen Eltern wöchentlich einen Brief zu schicken? Du kannst Dir doch gewiß vorstellen, daß wir diesen wöchentlichen Brief sehnsüchtig erwarten. – Vati war die letzte Woche mal wieder ziemlich daneben, so hat er mich auch ordentlich strapaziert. Doch jetzt ist er schon wieder zum Stammtisch. Ich nehme es als gutes Omen hin und laß ihn gerne gehen. Opa ist auch wieder übers Wochenende fort. Heute wollte er wiederkommen. Frau Müller wartete mit dem Essen. Bis nun eine Nachricht über den Fernschreiber ergab, Herr W. kommt erst morgen. So machen es die W.s. Vergangene Woche war es sehr heiß, 29° im Schatten. Alles stöhnte. Nach einer kleinen Abkühlung mit Schauer ist es heute wieder schön geworden.

Über Deine Sauberkeitstaten habe ich mich doch amüsiert. Man muß die Menschen eben so hinnehmen, wie sie es gelernt haben. Bei 6 Kindern könnte eine Frau nur im Haushalt zubringen. Und diese Kinder werden auch groß. Bei unserer Reise durch die Schweiz und Italien mussten wir auch immer wieder feststellen, daß wir in einem Wirtschaftswunderland leben. Früher vor dem Kriege war auch vieles einfacher. Hoffentlich bleibt es uns noch lange erhalten. Was macht eigentlich die Reiterei? Wir hören gar nichts davon. Auch interessiert es mich, wie alt Deine Schulkameradinnen sind? In welcher Klasse bzw. Jahrgang bist Du? Hast Du auch Mr Busch kennengelernt? Oder hörst Du nichts da vom Rotary Club? Schreibe doch im nächsten Brief einmal darüber.

Mit herzlichen Grüßen Deine Eltern

Anka wedelt mit den Schwanz zum Gruß