Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

225. Karla L., geb. S.                                        Solingen, 26.7.67

Liebe Susanne!

Zuerst einmal vielen Dank für Deinen netten Brief. Da ich keine Ahnung hatte, daß Du zur Zeit in England bist, war die Überraschung natürlich perfekt. Erst bei der Unterschrift habe ich geschaltet.

Dir scheint es ja wirklich ausgezeichnet zu gefallen. Kein Wunder, wenn alle so freundlich sind. Sicher vergeht Dir die Zeit viel zu schnell.

Aber nicht nur Dir. Ich finde manchmal, der Tag müßte doppelt so lang sein. Oft werde ich mit der Arbeit nicht fertig. So ein Baby hält einen ganz schön in Trapp. Aber trotzdem: es gibt nichts Schöneres.

Stefan war bei seiner Geburt 52 cm groß und wog 6 Pfund und 400 Gramm. Mittlerweile hat er es schon auf über 10 Pfund gebracht. Er wird jeden Tag niedlicher. Seit voriger Woche kann er mich bereits erkennen und lacht. Jeden Tag gibt es etwas Neues; aber es geht auch jeden Tag besser.

Noch vor 14 Tagen bekam er sechs Mahlzeiten, jetzt sind es noch 4. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie hart das ist. Wir waren die ersten 5 Wochen nie vor 12.00 Uhr im Bett und um 2.00 oder 3.00 hatte der kleine Kerl schon wieder Hunger.

Aber wie schon gesagt, das ist schon vorbei. Allmählich holen wir den versäumten Schlaf nach und bis zum nächsten Baby haben wir es sicherlich geschafft.

Ja, so hat nun jeder seine Sorge, der eine die Prüfung, der andere ein Baby und der nächste hat noch etwas anderes.

Von unseren ehemaligen Lehrerinnen habe ich außer Frau Burgstett noch keine gesehen. Frau Burgstett fielen beim Anblick des Kinderwagens bald die Augen aus dem Kopf.

Zu gerne würde ich Frau Dr. Wilner mal treffen. Ihr habe ich immer noch nicht alle Schikanen verziehen. Ich glaube, ich muß meinen Sohn darauf dressieren sie anzubrüllen.

Auch von unserer Klasse trifft man keinen mehr. Ich glaube, jetzt sind wirklich bald alle verstreut. Nur Dörthe sehe ich noch hin und wieder. Das hört aber auch bald auf, da Dörthe ja in den nächsten Wochen im Krankenhaus anfängt zu arbeiten.

Ach Susanne, jetzt habe ich getottert und getottert, dabei habe ich überhaupt keine Zeit. Jetzt muß ich mich dafür doppelt schlagen; Fläschchen saubermachen, spülen, einkaufen u.s.w.

Viel Spaß noch für die letzten Englandwochen und alles Gute wünscht Dir

Karla

 

P.S. Laß mal wieder von Dir hören. („Abwechslung ist immer erwünscht“.)