Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

229. Brigitte W.                                                 Pankow, den 30.7.67

Liebe Susanne!

Jetzt liegt Dein Brief schon die zweite Woche und mahnt mich, Dir zu antworten. Du kannst Dir sicher nicht vorstellen, wie sehr ich mich über Deinen Brief gefreut habe. Wir hatten in unserer Gemeinde gerade einen Tag zuvor Besuch aus Coventry. Es war sehr schön, aber dabei merkte ich mal wieder, wie schlecht meine Englischkenntnisse sind. Na ja, jetzt bin ich schon ein Jahr aus der Schule und da verlernt man doch eine ganze Menge, wenn man es nicht öfter anwendet. Meine Lehre habe ich im Februar mit Erfolg beendet und nun möchte ich eventuell ab September Englisch weiter lernen und mein Abitur nachholen. Mal sehen, hoffentlich klappt es. Meine Arbeit gefällt mir gar nicht und um etwas anderes zu machen, muß ich doch weiterlernen. Ich hoffe ja, daß ich trotzdem schon vorher einen anderen Arbeitsplatz innerhalb des Betriebes erhalte; ist das nicht der Fall, so bleibe ich noch bis Jahresende und fange dann woanders an.

Nun zu Deinem Brief. Daß Du in England studierst finde ich gut, denn man lernt die Sprache doch besser als wie in der Schule. Bei uns ist das ja leider nicht möglich, obwohl es auf jeden Fall von Vorteil ist. Daß es für Dich ungewohnt ist, in einer Familie mit 6 Kindern zu wohnen, kann ich mir sehr gut vorstellen, da ich ja auch Einzelkind bin. Früher habe ich mir oft eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder gewünscht, mit der Zeit hat man sich aber so daran gewöhnt, Einzelkind zu sein, daß es schwer fällt und eben ungewohnt ist, mit anderen Kindern zusammenzuleben. Wie alt sind sie denn? Dein Tag ist aber auch ziemlich eingeteilt. Von 9-16.00 Uhr ist ja ganz schön lange um zu lernen. Was habt ihr denn alles für Fächer? Na ja, wiederum ist ja auch die Zeit sehr kurz.

Von Jürgen M. habe ich auch schon ewige Zeit nichts mehr gehört. Hat Dein Freund denn die Adresse noch, dann soll ich doch noch mal schreiben. Vielleicht ist Jürgen auch bei der Armee.

So, liebe Susanne, jetzt werde ich meine Brief beenden, sonst kommt er erst an, wenn Du wieder in Deutschland bist Recht herzliche Grüße und viel Erfolg wünscht Dir

Brigitte und Mutter.