b246

Briefe an Susanne Kommentar

246. Diane Mawaux, 21^th August 67

Liebe Susanne,

ich bitte um Verzeihung, dass ich nicht früher geschrieben habe – die Zeit ist nur so vorbeigepeitscht. Du bist hoffentlich noch so guter Dinge wie beim letzten Mal. Du wirst vielleicht Sheila schon gesehen haben und wissen, warum sie so schnell heimgekehren musste. Ich bin allerdings sicher, dass sie ihre Woche in Frankreich bei meinen Großeltern genossen hat. Meine ganze Familie überbietet sich darin, mir zu gefallen und mir eine gute Zeit zu geben. Gestern Abend traf ich zwei Cousins zweiten Grades von mir, die mich an irgend einem Abend zum Tanzen mitnehmen werden, einer von ihnen ist besonders charmant. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie nett es ist, alle meine kleinen Cousins zu treffen, Susanne.

Was machen deine Studien? Ich habe lange Zeit gebraucht, um „Die Pest“ zu lesen und was noch schlimmer ist, das Buch war die halbe Zeit todlangweilig. Ich muss zugeben, dass ich anscheinend viele unvorsichtige Fehler beim Französischsprechen mache, so dass ich von jetzt an meine Grammatik ernster nehmen muss u.s.w. Papa kommt heute aus Paris zurück, heil, hoffe ich. Ich hoffe auch, dass es deinen Eltern und Gerhard gut geht.

Die Frage, wann ich zurückkomme, macht mir Probleme, da ich vor Beginn der Schule mit dir gerne nach London gefahren wäre. Ich glaube allerdings, dass ich bis Sonntag bleiben sollte, –dann würde uns nur der Montag und das nächste Wochenende übrig bleiben, bevor du sowieso nach Deutschland zurückfährst. Bitte glaube nicht, dass dies egoistisch von mir ist – ich weiß, dass du auch ohne mich viel Gesellschaft haben wirst.

Mir ist gerade eingefallen, dass du im Augenblick in Brighton bist. Das Wetter ist hier eher stürmisch – hoffentlich ist es in England besser.

Leider muss ich jetzt schließen, weil die Post in einer Stunde abgeht und bis Montag nicht mehr geleert wird.

Sei brav,

Deine Diane.

P.S. Das Essen hier ist köstlich!