Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

62. Brigitte W. und Mutter                              Berlin-Pankow, den 2.11.63

Liebe Susanne!

Heute muss ich den Brief mal beginnen, da Brigitte vor Schnupfen kaum aus den Augen sehen kann. Sie ist übrigens sehr froh darüber, denn von Natur ist sie sehr schreibfaul. Dies ist wohl ein Leiden was allgemein sehr verbreitet ist. Der Hauptgrund meines Schreibens ist natürlich der Erhalt des Paketes. Da waren ja so viele schöne und nützliche Sachen drin, daß ich Dir und Deinen Eltern meinen herzlichsten Dank aussprechen möchte, oder war Christiane mit beteiligt, dann wahrscheinlich auch der Christiane. Wir warten schon beide auf einen lustigen Brief von Euch. Christiane ist ja immer sehr zum Scherzen aufgelegt. Aber z. Zt. müsst Ihr wohl beide tüchtig lernen, denn es gibt ja wohl Zeugnisse zu Weihnachten.

Brigitte muss jetzt auch richtig ran, denn es ist ja die letzte Klasse. Leider fehlen des öfteren Lehrer, so daß Stunden ausfallen. Für sie läuft jetzt ein Antrag auf Zulassung zur Ausbildung als Kindergärtnerin, es ist aber sehr fraglich, ob sie Glück hat, da sie weder in der FDJ ist, noch Pionier war, wenn sie auch die Pioniergruppen leitet, so wird es doch nicht so gewertet. Also halte ihr mal den Daumen.

So, nun kann Brigitte diesen Brief beschließen.

Für Dich, Christiane und unbekannterweise auch Deinen Eltern viele Grüße.

Liebe Susanne!

Jetzt werde ich auch mal schreiben, sonst bekommst Du den Brief erst Weihnachten. Auch ich bedanke mich noch mal für das Paket. Mutti war natürlich wieder froh, daß sie nun wieder Kaffee hat. Bitte entschuldige das Durchstreichen, aber ich war gestern Abend so müde. Außerdem mußte ich vorher noch eine ganze Menge Schularbeiten machen. Langsam hängt mir die Schule zum Halse hinaus. Wir haben immer sehr viel Schularbeiten auf und schreiben eine Arbeit nach der anderen. Im Mai beginnen wir mit den schriftlichen Arbeiten. Dieses Jahr spiele ich wieder im Krippenspiel mit, voriges Jahr war ich Engel im Laken. Dieses Jahr bin ich Sprecher. Zu Weihnachten bekomme ich vielleicht mein Kreuz von der Jungen Gemeinde. Neulich war Reformationsfest. Da war ich in der Kirche. Die Konfirmanden haben etwas aufgeführt. Es war sehr hübsch gemacht. Laßt doch bitte mal wieder was von Euch hören. Bis dahin recht herzliche Grüße von

Brigitte und Mutti.