Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

76. Brigitte W. und Mutter                              Berlin-Pankow, den 19.1.[1964]

Liebe Susanne und Christiane!

Entschuldigt bitte, daß ich Euch noch nicht geschrieben habe. Aber ich habe jetzt sehr wenig Zeit, weil ich kurz vor der Prüfung stehe und sehr viel lernen muß. Habt recht herzlichen Dank für Eure Briefe und das Paket. Die Strümpfe kann ich sehr gut gebrauchen. Mutti hat sich über den Kaffee und all das andere sehr gefreut. Seid mir bitte nicht böse, daß ich Euch beiden nur einen Brief schreibe, aber meine Zeit ist jetzt so knapp, daß einer immer lange warten müßte.

Zu Sylvester hatten wir Westberliner Besuch. Neujahr und am 4. und 5.1. auch. Es war sehr schön. Weihnachten waren wir zu Hause. Wir hatten uns schon die ganzen Tage vorher darauf gefreut. Am 2. Feiertag waren wir bei meiner Oma und haben meinen Geburtstag gefeiert. Bei uns ist jetzt fleißig Schule: In Deutsch und Russisch schreiben wir einen Lebenslauf nach dem andern. In den anderen Fächern schreiben wir alle 5 Minuten eine Arbeit. Aus dem Lernen kommt man überhaupt nicht mehr ’raus. Ich sitze meistens bis 22.00 Uhr an den Schularbeiten.

Dienstags gehe ich jetzt immer zur Tanzstunde. Drei Tänze habe ich schon gelernt. Mit meinem Beruf als Kindergärtnerin wird es wahrscheinlich nichts. Ich habe im Sport ein Teil-Attest und weil ich Konfirmation bekommen habe. Nun waren wir am Freitag bei der Berufsberatung und dort hat man mir eine Stelle als Außenhandelskaufmann bei der DIA nachgewiesen. Morgen wollen wir mal hinfahren. Mal sehen, ob es was wird. Herzliche Grüße sendet Euch beiden

Brigitte und Mutti.

P.S. Liebe Christiane!

Das Kreuz bekommt man von der Jungen Gemeinde. Es ist die Weltkugel und darauf ist das Kreuz.