Briefe an Susanne                                                                   Kommentar

 

85. Gerhard E.                                                  [Solingen], 25.02.1964

Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über Deinen Brief gefreut habe.

Schon lange habe ich gehofft, Du würdest das alles einmal sagen. Ein wenig Schuld, wenn es nicht ganz gut ging, hatte ich aber auch. Besonders beim letzten Mal.

Eines hat sich bei mir aber auch geändert. Ich bin nicht mehr eifersüchtig. Daß ich es einmal war, hatte Gründe, die Dir gar nicht so unangenehm sein können. Jetzt bin ich es aber nicht mehr.

Auf Christiane brauchst Du auch nicht eifersüchtig sein. Es ist nicht, auch gar nichts vorgefallen, was Deine Eifersucht begründen könnte!

Ich möchte auch nur das eine: Daß wir uns gut verstehen und daß keiner Angst zu haben braucht, daß er etwas falsch macht. Wenn wir beide uns bemühen, wird es sicher gehen.

Vielleicht findest Du es seltsam, daß ich abends oft so furchtbar ruhig bin und keine zärtlichen Worte finde. Das weiß ich manchmal selber nicht, warum ich so gehemmt bin. Ich finde es dann im Augeblick so belanglos und unwichtig. (Obwohl es das nicht ist.)

Denke also niemals, ich liebte Dich nicht. Ich mag Dich furchtbar gerne und kann es nur nicht so zeigen.

Ich muß jetzt aber zur Schule.

Sei herzlich gegrüßt und denke an mich!

In Liebe. Dein Gerhard.