Von Loanda nach Lith

Eine doppelt frankierte Postkarte reist von Afrika nach Holstein

Portugiesische Ganzsache (Bilhete postal – Postkarte) für Afrika, 10 Réis; entwertet mit einem Achteckstempel der Correios de Portugal PROVINCIA D’ANGOLA  LUANDA/ 3-MAI 1901. Frankiert mit 5 Pfennig Michel Nr. 46c, Entwertungs- und Dokumentationsstempel KAIS. DEUTSCHE/ MARINE-/ SCHIFFSPOST/ No 9/ 15.5./09. Eingangsstempel Postamt HEMMINGSTEDT/ (HOLSTEIN), 17.6.01 9-10N.

Der Portugiesische Real, Mehrzahl Réis, war eine historische Währungseinheit in Portugal. Sie wurde unter König Peter I. (Pedro I) (1357–1367) zur gleichen Zeit eingeführt wie der Spanische Real. Sie wurde 1914 durch den Portugiesischen Escudo abgelöst.

Der Marinesoldat R. Volkens schreibt an seine Schwester: Frl. W. Volkens/ Lieth/ pr. Hemmingstedt/ Holstein:

                                                                                                                      Loanda, den 4. Mai 1901.
L. Schw! […] Vielleicht erhalten wir hier noch 1 • Post, sind hier fast fertig und ist es nicht ausgeschlossen, daß wir Pfingsten auf dem Wege nach Kam<erun> sind. Hoffentlich bleiben wir nicht lange da, sonst könnte man ja noch schmerzlindernde Thränen infolge Malariafieber weinen. […]

Die Karte wurde am 3. Mai in Loanda von der portugiesischen  Post entwertet und am 15. Mai mit einer Briefmarke der Deutsche Reichspost erneut freigemacht. Die Beförderung nach Deutschland erfolgte mit der Marineschiffspost. Hemmingstedt in Holstein erreichte die Karte nach sechs Wochen, am 17. Juni 1901.

Hafen von Loanda um 1900

Ab dem 1. Oktober 1895 wurden versuchsweise sieben Kriegsschiffen in Ostasien und der Südsee mit Marineschiffsposteinrichtungen ausgestattet. Zuvor wurden die Postsachen der Mannschaften der Kriegsschiffe in großen Leinenumschlägen zum Hofpostamt in Berlin geschickt, wo das Marinepost-Bureau ansässig war. Dort wurden sie dann frankiert und in den deutschen Postverkehr gebracht. Mit der allgemeinen Einführung der Marineschiffsposten im Sommer 1897 mit der Verschickung der Postsachen in geschlossenen Briefbeuteln waren die teuren Hofpostamtsbriefe überflüssig geworden. Die Post wurde in Briefbeuteln verstaut, und mit der internationalen Post zum Marine-Postbureau nach Berlin geschickt, von wo sie dann von der Inlandspost an die Empfänger weitergeleitet wurde. Da das Deutsche Reich vor dem Weltkrieg ständig über 2000 Marinesoldaten im Auslandseinsatz hatte, war das Postaufkommen enorm.

     

Vor dem I. Weltkrieg waren Stempel mit den Nummern 1 bis 86 auf den Kriegsschiffen und Transportdampfern im Einsatz. Von diesen Stempeln wurde ein großer Teil auf den Marineschiffpostämtern in den Gewässern vor den deutschen Kolonien und den Ländern mit deutschen Auslandspostämtern genutzt. Bei den Marineschiffspostämtern waren die gängigen Marken des deutschen Reiches vorrätig. Die Portostufen für Briefe und Postkarten entsprachen ab 1899 den Kolonialtarifen. Die Briefmarken der deutschen Kolonien und der Auslandspostämter wurden von den Marineschiffspostämtern toleriert.

  

Kanonenboot SMS HABICHT der Kaiserlichen Marine, Aufnahmedatum und -ort unbekannt

Der Marine-Schiffspost-Stempel Nr. 9 war der SMS Habicht (Bauwerft F. Schichau, Elbing; Kiellegung 1878, Stapellauf 13. Mai 1879, Indienststellung 1. Oktober 1880) zugeordnet, einem Kanonenboot der Kaiserlichen Marine. Das Schiff war von 1880 bis 1905 ununterbrochen im Auslandsdienst tätig und mehrfach an Strafexpeditionen gegen Eingeborene in der Südsee und in Kamerun beteiligt.

Im Rahmen des Zweiten Burenkriegs wurden Habicht und Hyäne zur Kapkolonie entsandt, da Spannungen zwischen dem Reich und Großbritannien wegen der Durchsuchung von deutschen Schiffen aufgetreten waren. Da Kapstadt zu dieser Zeit nicht mehr für Wartungen zur Verfügung stand, sollten Leckagen in Kamerun beseitigt werden, was extrem aufwändig war. 1901 wurden daher die sonst in Kapstadt durchgeführten Arbeiten in Loanda in Portugiesisch Westafrika (Angola) vorgenommen. 1902/03 besuchte die Habicht eine Reihe von westafrikanischen Häfen.

Unter Verwendung von Wikipedia