„De kom ikke tilbage“ (Sie kamen nicht zurück). Zwei gefallene Brüder aus Nordschleswig

 

 

Feldpost./ Frl./ v. Eitzen/ Uberg/ p Tondern.
Abs. Julius v. Eitzen/ 3. Ers. Komp./ Laz. Batt./ IX. Korps./ Heide i. Holst.
Heide 06. VII 18
HEIDE (HOLSTEIN) 7.7.18 8-9V

 

Julius von Eitzen schreibt am 6. Juni 1918 aus dem Lazarett in Heide an seine Schwester Catharine: „Liebe Schwester! Die besten Grüße sendet Dir Dein kleiner Bruder Julius. Jetzt komme ich bald nach Hause. Dann mußt du Dich aber schön gewaschen haben. Viele Gr. sendet J.“

 

Bildseite

 

Der junge Soldat täuschte sich aber, denn ein knappes halbes Jahr später, am 28. November 1918 starb er im Lazarett in Stolberg bei Erfurt.

An ihn und an seinen im Krieg gefallenen Bruder Sönke erinnert Jacob L. Tygsen in seinem Beitrag „De kom ikke tilbage“ (Sie kamen nicht zurück) in Udbjerg Sogns Kirkeblad Nr. 3 - 30. årgang 2018, Oktober, november og december.

 

 

Die jungen Männer stammen aus dem Dorf Udbjerg (deutsch Uberg) in Nordschleswig, Dänemark. Ubjerg liegt nah der Grenze zwischen jütischer und nordfriesischer Besiedlung. Die Friesen siedelten westlich der Gemeinde (in Neukirchen). Schon seit dem Mittelalter spielte auch die deutsche Sprache beispielsweise im Handel und als Kirchensprache eine große Rolle, so dass hier noch heute deutsche und dänische Mundarten gesprochen werden. War die Frage der nationalen Zugehörigkeit im Herzogtum Schleswig zuvor keine existierende Dimension, wurde sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum entscheidenden Problem. Wie das südliche Umland und die Nachbarstadt Tønder unterstützte der größte Teil der Bevölkerung die deutsche beziehungsweise schleswig-holsteinische Seite. Nach dem Krieg von 1864 wurde das Herzogtum Schleswig preußisch. Ubjerg wurde bei der Kommunalreform in die beiden Landgemeinden Uberg und Seeth aufgeteilt und in den Kreis Tondern eingegliedert. Nach Bildung der Amtsbezirke 1889 werden die Gemeinden dem Amtsbezirk Neukirchen zugeordnet.

 

Sonderjylland 1918, Ausschnitt

 

Bei der Volksabstimmung in Schleswig um die nationale Zugehörigkeit zu Deutschland oder Dänemark am 10. Februar 1920 stimmten 215 wahlberechtigte Ubjerger für Deutschland und nur 43 für Dänemark. Die Grenze war jedoch bereits festgelegt worden, da Ubjerg (Ubjærg) zur Ersten Abstimmungszone geschlagen worden war, in der nur das Gesamtergebnis zählte. Ubjerg bildete fortan eine Kirchspielsgemeinde im neuen dänischen Amt Tønder und liegt seither unmittelbar an der Staatsgrenze.

Wikipedia

 

Dieses Ehrenmal in Seth bei Tondern wurde 1925 für 33 Gefallene des Ersten Weltkriegs errichtet. Die kleine Anlage steht heute an der Ecke von Den Gamle Vej und Sønderbækvej zwischen den heutigen Gemeinden Sæd und Ubjerg in Dänemark.

Die Kriegsteilnehmer von 1870/71 waren preußische Staatsbürger, die Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges Bürger des Deutschen Reiches. Sie unterlagen damit der Wehrpflicht, unabhängig davon, ob sie sich selbst zur deutschen oder zur dänischen Volksgruppe rechneten.

Nach Angaben der dänischen Webseite Den Store Krig 1914-1918 - Sønderjyderne og Den store krig 1914-1918 (https://denstorekrig1914-1918.dk/) wurde Julius von Eitzen am 20. Juni 1918 verwundet und starb am 28. November im Lazarett. Für ihn fand eine Trauerfeier in der Ubjerg-Kirche statt. Er ist auf dem Soldatenfriedhof Stolberg-Bergstraße bei Aachen begraben.

Seine Eltern Johann Christiansen von Eitzen und Katharina Brodersen sowie die drei Schwestern mussten auch den ein Jahre älteren Bruder Sönke betrauern, der am 21. Juli 1918 in Buzancy im Département Ardennes gefallen ist. Er kämpfte dort als Schütze in der Maschinen-Gewehr-Kompagnie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 214.

Die jüngere Schwester Anna Catharine Maria, an die die Postkarte gerichtet war, starb am 1. Juni 1964.

 

1914 breitete sich der Krieg in Windeseile auf weite Teile Europas aus. Obwohl unsere Pfarrei und unsere Region nicht direkt in einem Kriegsgebiet lagen, hat der Krieg unserer Pfarrei sehr schwere Verluste zugefügt. Seit Kriegsbeginn 1914 wurden alle jungen Männer zum Kriegsdienst einberufen. Fast alle, unabhängig von ihrer Gesinnung, befolgten den Befehl und erfüllten ihre Bürgerpflicht, indem sie unter der deutschen Flagge auftraten. Nur wenige meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst. Viele von denen, die aus der Pfarrei gerufen wurden, mussten ihre Frauen und Kinder und teilweise auch ihre Höfe verlassen, um einer ungewissen Zukunft entgegenzusehen. Als sie gingen, war es in der klaren Erwartung, dass sie in ein paar Wochen oder Monaten wiederkommen würden. Wahrscheinlich hätte sich keiner von ihnen träumen lassen, dass daraus 4 Jahre unmenschlicher Entbehrungen in den Schützengräben vor allem in Frankreich und Russland werden würden. Wie viele aus der Pfarrei am Krieg teilgenommen haben, ist nicht mit Sicherheit bekannt, aber es waren viele, und fast alle Familien der Pfarrei hatten Ehepartner, Väter, Brüder oder andere nahe Verwandte im Krieg. Es gibt Beispiele, dass 4 Brüder gleichzeitig im Krieg waren. Kaum waren die ersten an der Front in Frankreich angekommen, erreichte die Pfarrei die traurige Nachricht von den Gefallenen. Diese traurigen Nachrichten kamen dann in den folgenden 4 Jahren ununterbrochen. Insgesamt 34 junge Männer aus unserer Pfarrei oder mit nahen Verwandten in der Pfarrei sind aus dem Krieg nicht zurückgekehrt. Sie kämpften nicht nur in einem sinnlosen Kampf und lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen, sondern mussten auch mit ihrem eigenen Leben bezahlen. Glücklicherweise gab es aber auch einige, die überlebten und wieder in die Pfarrei zurückkehren konnten. Einige mussten jedoch zunächst einige Zeit in Gefangenenlagern, andere mussten einige Zeit in Lazaretten verbringen. Die meisten Rückkehrer waren verletzt und alle hatten seelische Verwundungen erlitten.

 

 

Sönke von Eitzen, Udbjerg, gestorben am 21.8.1918 Buzancy, Frankreich

Sönke von Eitzen wurde am 29.1.1899 in Udbjerg als Sohn von Johann von Eitzen und seiner Frau Catharine geb. Brodersen geboren. Sönke besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Tønder, als er im Alter von 18 Jahren an die Westfront nach Frankreich geschickt wurde, wo er am 21.7.1918 im Alter von nur 19 Jahren in Buzancy fiel.

 

Julius von Eitzen, Udbjerg, gestorben am 28.11.18 Laz. Stolberg, Rh.

Julius von Eitzen wurde am 17.3.1900 in Udbjerg als Sohn von Johann von Eitzen und seiner Frau Catharine geb. Brodersen geboren. Im letzten Kriegsjahr, im Alter von 18 Jahren, wurde er an die Westfront nach Frankreich geschickt. Wegen Krankheit wurde er in ein Lazareth in Stolberg, Rhl., aufgenommen, wo er am 28.11.1918 im Alter von 18 Jahren starb.

Jacob L. Tygsen; übersetzt von G.E.