In drei Stunden von Köln nach Solingen

Ein Eilbrief aus dem Jahre 1910

 

Die Botschaft, die mit diesem Brief von Rolandseck am Rhein nach Solingen befördert wurde, hatte es sehr eilig. Zumindest wollte der Absender, dass sein Brief noch am selben Tag sein Ziel erreichte. Er frankierte ihn deshalb als Eilsendung.

 

Der Absender Ferdinand Groyen/ Haus Eden/ Rolandseck war Inhaber des Hotels Rolandseck-Groyen in Rolandswerth, heute ein Ortsteil der Stadt Remagen im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler.

 

Der Name Rolandseck leitet sich von der nördlich und oberhalb des Ortes gelegenen Burg Rolandseck ab, die im 12. Jahrhundert durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. erbaut wurde. Im 19. Jahrhundert hatte sich Rolandseck zu einem beliebten Reiseziel entwickelt. Das Hotel Rolandseck-Groyen galt als einer der angesehensten und luxuriösen Betriebe des Ortes. Zu den prominentesten Gästen zählten die Kaiser und Könige Wilhelm I., Wilhelm II., Friedrich III., Reichskanzler Bismarck sowie Karl Marx und Heinrich Heine. Von 1955 bis 1975 war das ehemalige Hotelgebäude Sitz der Botschaft der Sowjetunion in der Bundesrepublik Deutschland.

 

Über der Adresse notierte der Absender: Durch Eilboten zu bestellen/ Bote bezahlt./

Adressiert ist er an Frau Elise Küllenberg/ Burger Landstraße/ Solingen III/ Krahenhöhe.

Ein roter Klebezettel Durch Eilboten./ Exprès signalisiert die besondere Beförderungsart: Zunächst wird die Sendung mit der normalen Post zum Bestimmungsort gebracht und von dort aus sofort durch einen Eilboten zugestellt.

Da das Porto für Briefe bis 20g 10 Pf. und das Eilbestellgeld 25 Pf. betrug, wurde der Brief frankiert mit Germania Deutsches Reich 10 Pf. hellkarminrot, (Michel-Nr. 86 I a), 5 Pf. dunkelgrün, (Michel-Nr. 84 I) und 20 Pf. lebhaftviolettultramarin (Michel-Nr. 87 I b).

 

Der Brief wurde in Köln aufgegeben, nicht in Rolandseck. Nachdem das Schreiben im Aufgabepostamt dreimal mit dem Kreisstempel CÖLN 11/ 8.2.10. 10-11V. versehen war, wurde es mit der Eisenbahn von Köln Hauptbahnhof auf der Bahnstrecke Köln-Deutz nach Haan-Gruiten bis nach Ohligs transportiert.

   

Von dort hat die Reichspost den Brief zum Bahnhof Solingen Süd (dem späteren Hauptbahnhof) weiterbefördert.

 

Von hier erreichte es nach kurzem Weg das Hautpostamt, wo es den rückseitig abgeschlagenen Eingangsstempel SOLINGEN 1/ 8.2.10. 2-3N. erhielt.

 

Um den Brief nach Dorp zu bringen, konnte der Eilbote die 1897 in Betrieb genommene 2,4 km lange Straßenbahn-Linie vom Neumarkt über die Kaiserstraße und die Schützenstraße nach Krahenhöhe bis zur Endhaltestelle an der Burger Landstraße benutzen.

 

Hier lieferte er den zwischen 10 und 11 Uhr in Köln aufgegebenen Brief noch am gleichen Tage bei Elise Küllenberg ab, denn er war bereits zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags in Solingen angekommen.