Certificado via Livingsten, New Orleans

Einschreiben von Guatemala nach Deutschland 1896

 

      

 

Auf der Vorderseite des Umschlags Firmeneindruck: MAURICIO THOMAE, CORBAN, GUATEMALA. Auf der Rückseite in schwarzer Tinte: Don G. Hagen. S. M. Thomae, Corban/ Guatemala C, A. (Central America) und der ovale Stempel: MAURICIO THOMAE/ CORBAN/ GUATEMALA.

Adressat in schwarzer Tinte: Herrn/ G. F. A. Hagen/ 31 Neuestrasse/ Hamburg 5; links unten Alemania. Oben via Livingston, New Orleans/ Certificado.

Frankiert mit einer Marke Guatemala rosa 25 c, Ausgabe 1. Juli 1886; Violetter Achteckstempel: CORREOS/ 30 JUL 1896/ 12 T/ Corban.

Die ordnungsgemäße Frankatur setzt sich zusammen aus 10 Centavos für Briefe ins Ausland bis 15 Gramm plus 15 Centavos für eingeschriebene Sendungen in andere Länder des Weltpostvereins (WPV; englisch Universal Postal Union, französisch Union postale universelle, kurz UPU).

Der Brief wurde eingeschrieben mit einem violetten R-Stempel (rekommandiert) COBAN/ R № und der handschriftlich eingetragenen Nummer: 1569/998. Links daneben ein violetter Stempel: A. R. (aviso de reception, Empfangsbestätigung). Darunter in blasser Tinte: 1309. Links unten ein weiterer blauer R-Stempel ohne Ortsangabe mit der handschriftlichen Nummer 977. Unten Alemania in blasser Tinte: 1561.

Über der unteren Hälfte der Briefmarke wurde ein halbtransparenter gezähnter dreizeiliger Einschreibezettel (roter Druck auf weißem Papier) geklebt: R/ UNITED STATES OF AMERICA./ NEW YORK, N.Y./ No. 4624 (blauer Zahlenstempel)/ EXCHANGE.

Auf der Rückseite des Umschlags sieben Stempel in zeitlicher Folge:

1. Einkreisstempel CORREOS/ -4 AGO. 1896/ 5 T/ LIVINGSTON

2. Achteckstempel CORREOS/ 12 AGO 1896/ 4 T/ LIVINGSTON

3. Roter Zweikreisstempel NEW ORLEANS. LA./ AUG/ 18/ 1896/ REG. DV.

4. Ovaler Stempel NEW YORK. N.Y./ 8 – 20/ 1896/ REG Y DIV

5. Pinkfarbener Zweikreisstempel 8/ 20/ 96

6. Zweikreisstempel HAMBURG 5/ 31.8.96.6 - 7 N

7. Zweikreisstempel Wiesbaden 1/ 2-9.98. 12-N

Daraus lässt sich der Weg des Briefes genau rekonstruieren.

 

Das Einschreiben wurde am 30. Juli 1896 in Corban aufgegeben, registriert und abgestempelt.

Das etwa 200 km nord-nordöstlich von Guatemala-Stadt gelegene Hochland von Cobán wurde vor und nach der spanischen Eroberung Mittelamerikas von den kriegerischen Rabinal-Maya beherrscht. Nachdem Pedro de Alvarados Truppen bei dem Versuch gescheitert waren, die Gegend unter Kontrolle zu bringen, überzeugte der Dominikaner Bartolomé de Las Casas die spanische Regierung mit einem Plan zur friedlichen Missionierung der ansässigen Indianer. Cobán selbst wurde von den Dominikanern gegründet und am 4. August 1538 von Kaiser Karl V. zur Kaiserstadt (ciudad imperial) erhoben. Der Name Cobán entstammt von Kekchí Coo („verwöhntes Mädchen“) und Baan („Heilmittel“) oder von Cob An („Ort im Nebel“ oder „im Regen“). Die ersten Einwohner des Ortes kamen aus den umliegenden Bergen. 1599 wurde Cobán Bischofssitz.

Die für Cobán und Alta Verapaz so bedeutsame Einwanderung von Deutschen begann im Jahr 1863 mit Rudolf Dieseldorff. Das abgelegene, von der Vegetation und vom Klima her Deutschland verblüffend ähnliche Hochland von Cobán zog dann viele weitere deutsche Auswanderer an, die hier beste Bedingungen für den Anbau von Kaffee fanden. Präsident Justo Rufino Barrios Auyón (1873–1885) förderte die Ansiedelung deutscher Bauern und stattete sie mit etlichen Privilegien aus, wobei es auch zu Enteignungen einheimischer Bauern kam, die zwangsläufig in die Dienste ihrer deutschen Herren treten mussten. Bis 1890 befand sich fast die gesamte Kaffeeproduktion der Gegend in deutschen Händen. Die Arbeiter der Fincas wurden mit Geld bezahlt, das ihre deutschen Arbeitgeber selbst emittierten und das nur bei den Handelsbetrieben der jeweiligen Fincas selbst oder anderen ausgewählten Läden Gültigkeit besaß. Auf diese Weise wurde Cobán und Alta Verapaz zu einem fast eigenständigen Wirtschaftsgebiet in Guatemala. Wegen der Bedürfnisse der exportorientierten Wirtschaft wurde mit deutschem Kapital und Fachwissen die Infrastruktur der Region verbessert: Es entstanden Straßen und Eisenbahnlinien (darunter die Verapaz-Eisenbahn), die Cobán mit dem Izabal-See und damit mit dem Meer verbanden. (nach Wikipedia)

 

Der Familienclan der Thomae stammt aus Deutschland und siedelte sich seit den 1880 in der Gemeinde Purulhá im Departamento Baja Verapaz in Guatemala an. Mauricio Thomae besaß seit 1882 die Kaffeeplantage San Isidro Purulhá und gründete 1889 die Plantage Cubilgüitz in Cobán. Die Familie dominierte nach weiteren Plantagengründungen den Kaffee-Anbau und den Export nach Deutschland.

Das Einschreiben an einen Geschäftsfreund in Hamburg (Die Familie Hagen ist bis heute im Kaffee-Geschäft tätig und betreibt in Heilbronn eine Kaffeerösterei) wurde mit einem Dampfer über den Rio Polochic durch den Izabal-See und den Río Dulce zur Hafenstadt Livingston an der Karibikküste transportiert, wo es am 4. August eintraf.

 

Das Postschiff nach New Orleans im US-Bundesstaat Lousiana übernahm den Brief am 12. und erreichte die USA am 18. August. Bis zur Übergabe an das Auslandspostamt in New York dauerte es zwei Tage. Hier wurde der Brief am 20. August noch einmal mit neuer Nummer als Einschreiben registriert und auf einen Postdampfer nach Deutschland verladen.

Da der Postbote den Empfänger in Hamburg nicht antraf, strich er 31 Neuestrasse/ Hamburg 5; links vermerkte er ein unterstrichenes: Wenden. Auf der Rückseite notierte er ebenfalls in schwarzer Tinte: Nach zu senden Zur Zeit/ Hotel Taunus in/ Wisbaden mit Blaustift unterstrichen und die Zahl 35 notiert; auf der Vorderseite über der gestrichenen Adresse in Blaustift: Wisbaden (so!). Unter dem Nachsendehinweis die Unterschrift: Name/ Dienstellung/ 31/8 96.