Postgeschichte Schleswig-Holstein  

Zwei Briefe nach Fehmarn (1834 und 1841)

Das ganze dänische Postwesen unterstand im Jahre 1834 der General-Postdirektion in Kopenhagen. Zur Beförderung von Briefen waren nur die Briefpost oder die reitende Post zugelassen.

 

 Peter CN Klæstrup: Kugleposten kører ind på postgården i Købmagergade

Karte des Königreichs Dänemark um 1840; Ausschnitt: das Herzogtum Schleswig zwischen Jütland und Holstein

 

Brief vom Ringkøbing Fjord (Jütland) nach Fehmarn (Holstein) 1834

Der Brief ist an Herrn N. Maislaen/ af Bellevie./ per/ Femeren adressiert. Aus dem inliegenden Schreiben geht hervor, dass es am 10. Februar 1837 von N. Zachariasen aus Borg Red. an Herrn Meislahn auf der Insel Fehmarn geschickt wurde. Borg Rede, heute Bork Havn, ist ein Fischerort am Südufer des Ringkøbing Fjord. Es geht in dem auf Dänisch geschriebenen Brief um eine größere Ladung Weizen, die nach Hamburg geliefert werden soll. Nach einer Verordnung von 22. Mai 1810 konnte das Briefporto bei der Aufgabe ganz oder teilweise bezahlt werden; wenn ein Brief keine Taxierung aufweist, ist anzunehmen, dass es vom Absender ganz bezahlt wurde.

Dünen bei Bork Havn

 

Brief des Schiffszimmermanns A. Steen aus Cappeln an der Schlei an Herrn N. Meislahn/ in Ohrt/ Fehmern/ Burg vom 4.4.1841. Der Brief wurde mit 1 Schilling freigemacht.

Fehmarn 1648

Fehmarn (dänisch Femern) ist die drittgrößte Insel Deutschlands in der Ostsee. 1713 besetzte der dänische König Friedrich IV. (Dänemark und Norwegen) im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) auch die Insel Fehmarn. 1720 wurden dem dänischen König im Frieden von Frederiksborg die ungeteilten Herrschaftsrechte im gesamten Herzogtum Schleswig zugesprochen. Am 22. August 1721 legten auch die Fehmaraner auf Schloss Gottorf den Huldigungseid auf ihren neuen Landesherrn ab. Der dänische König wurde in seiner Funktion als Herzog von Schleswig durch einen auf Schloss Gottorf residierenden Statthalter vertreten. Die lokalen Verwaltungsinstanzen ließ man jedoch unverändert bestehen.

 

    

Kappeln an der Schlei, Stahlstich von Poppel nach Kurz, 1848                                          Küste bei Orth auf Fehmarn

 

Über den Kapitän Meislahn erfahren wir in einem zeitgenössischen Reisebericht:

Im September 1821 suchte ein Herr mit Namen Gregers Gelegenheit für eine Überfahrt von Burg auf Fehmarn nach Kopenhagen und retour. […]. Für die Rückreise mußte sich Gregers einem anderen Schiffer anvertrauen, weil der erste seine Ladung Weizen noch nicht verkauft hatte und so der Tag seiner Abreise offen war. „Es ist aber ein Fehmarscher Schiffer Meuslahn (so!), ich glaube aus Lemkenhafen hier, den ich zu heute Abend zu mir bestellt habe, um ihn zu bitten, dass er seiner etwaigen Rückfracht nach Fehmarn das unschätzbare Gewicht meines Individuums beifügen möge.“ Gregers mußte seine Reisepläne allerdings den Geschäften des Schiffers unterordnen. „Anderthalb Tage haben wir brauchen müssen, um uns nach Faxöe zu kreuzen, was nur etwa 10 Stunden von Kopenhagen entfernt liegt, und wo mein Schiffer seine Ladung Kalksteine einnehmen will. Hier muß ich, wie er mir ankündigt, und ich auch sehr wohl begreife, einen vollen Tag warten, ehe sein Schiff voll wird.“ Die Wartezeit verbrachte Gregers auf angenehme Weise in einem Wirtshaus direkt am Strand. „Ich bat mir zum Abendessen 6 weichgekochte Eier mit geschmolzener Butter aus, die mir trefflich mundeten. – Meinen Essensvorrath, in Kopenhagen gekauft, habe ich an Bord gelassen, und für die Rückreise bestimmt.“ (Gregers, Eine Reise von Fehmarn nach Kopenhagen und Faxö im Jahre 1821, in: Die Heimat 77 (1970), S. 216-218, 245-248.)

Monika Frohriep: Vom Postwagen zur Eisenbahn. Kleine Verkehrsgeschichte Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert. Heide 1998, S. 49ff.