Postgeschichte Schleswig-Holstein  

Das Fürstlich Thurn und Taxissche Ober-Postamt

 

Die Fürsten von Thurn und Taxis betrieben in Hamburg seit der Mitte des 18. Jahrhunderts das Kaiserliche Reichs-Ober-Postamt, das nach der Besetzung Hamburgs durch Französische Truppen um November 1806 vorübergehend geschlossen wurde.

Nachdem Hamburg durch Dekret Ludwigs des Achtzehnten vom 19. Mai 1814 seine Selbständigkeit wiedererlangt hatte, nahm die Thurn- und Taxissche Post alsbald ihre Tätigkeit in Hamburg in vollem Umfange wieder auf. Briefe, die von der dänischen Post übernommen wurden, erhielten den zweizeiligen Stempel DANE-MARCK PAR HAMBOURG. Dieser Stempel ist sehr lange, bis in die dreißiger Jahre, benutzt worden, er wurde abgelöst durch einen gleichlautenden Stempel, der sich durch die kleinen Köpfe der Buchstaben P und R von seinem Vorgänger unterscheidet.

 

Ernst Meyer-Margreth: Die Poststempel von Hamburg von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Hamburg 1965.

 

 

Brief von Itzehoe nach Neuchâtel im Schweizer Kanton Neuenburg (1845)

An/ Satlergesellen Wilhelm Maas/ Abzugeben/ an/ Herrn Maqüelin Maler/ in/ Neuchatel/ Welsche Schweitz.

Auf der Vorderseite: Zweizeiliger Durchgangsstempel des Fürstlich Thurn und Taxis‘schen Ober-Postamts DANEMARCK/ PAR HAMBOURG. Rückseitig: Einkreisstempel des Postcomptoires ITZEHOE/ 12/11/1845; Dreikreisstempel des Taxisʼschen Ober-Postamts HAMBURG Th. & T./ 13/11/1845 sowie blauer Zweikreisstempel NEUCHATEL-EN-SUISSE/ ?/ NOV/ 1845 als Dokumentation der Ankunft. Verschiedene Taxvermerke auf Vorder- und Rückseite.

  

In dem Brief vom 9 November 1845 schreiben der Vater, einige Brüder und weitere Verwandte an den Sohn, der sich als wandernder Geselle in der Schweiz aufhält.

Die heutige République et Canton de Neuchâtel ist ein Kanton in der Schweiz; Hauptort ist die gleichnamige Stadt Neuenburg (Neuchâtel). Neuenburg war von 1707-1857 ein Fürstentum des Königreichs Preußen und trat im Jahre 1815 als 21. Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft bei. Die große Eigenständigkeit führte in der nachnapoleonischen Zeit zu einer weitgehend unabhängigen Entwicklung des Postwesens der Schweizer Kantone. Bis zum Inkrafttreten der Bundesverfassung 1848 und der Gründung der Bundespost am 1. Januar 1849 wurde das Postregal vom Kanton Neuenburg wahrgenommen.

Neuchâtel um 1845; Panorama von J. H. Baumann (Ausschnitt)

 

 

Ein Brief aus dem Herzogtum Holstein ins Herzogtum Nassau (1846)

Brief ohne Absender; von Frau D. H. An/ Frau Oberconsistorialräthin/ Twesten/ in/ Bad Ems/ Addr. in d. Pfalz. frei Hamburg. Zweikreisstempel KIEL/ 11/9/1846, Taxvermerk 25. In Hamburg erhielt der Brief vom taxischen Postamt den zweizeiligen Transitstempel DANEMARCK/PAR HAMBOURG sowie auf der Rückseite den Zweikreisstempel HAMBURG/ 11/9/1846/ Tu&T. Ebenfalls auf der Rückseite den Zweizeiler BAD-EMS/ 14 SEPT 1846. und der Taxvermerk: 9.

 

Der Brief wurde am 11. September in Kiel aufgegeben und von der Dänischen Post nach Hamburg expediert. Dort übernahm ihn das Thurn & Taxis Hauptpostamt und leitet ihn weiter nach Bad Ems. Der alte Kurort an beiden Seiten der Lahn, der natürlichen Grenze zwischen Taunus und Westerwald, lag im Herzogtum Nassau, unter der gemeinschaftlichen Herrschaft von Oranien-Nassau und Hessen-Darmstadt. 1815-1866 Mitglied des Deutschen Bundes; seit dem Postlehenvertrag von 1806 stand das Postwesen unter Thurn und Taxis`scher Verwaltung (bis 1867).

Im 17./18. Jahrhundert galt Ems als einer der berühmtesten Badeorte Deutschlands.; es entstanden wichtige Bauwerke, vor allem 1709 bis um 1725 das Fürstlich Oranien-Nassauische Badehaus, das mit der wohl ältesten Brunnenhalle Deutschlands noch heute im Ostteil des Kurhauses (Häcker's Grandhotel) erhalten ist, die katholische Kapelle Maria Königin (1661 auf damals kurmainzischem Gebiet erbaut), das Mainzer Haus (1696 ebenfalls auf kurmainzischem Gebiet) und das Haus Vier Türme (1696). Im Mainzer Haus auf der linken Lahnseite (Spieß-Ems) tagte 1786 der Emser Kongress der Deputierten der geistlichen Kurfürsten und verabschiedete die Emser Punktation. Seit 1806 war Ems ein Teil des Herzogtums Nassau. 1822 wurden Ort und Bad zu einer Gemeinde vereinigt. Seine Glanzzeit erlebte der Ort im 19. Jahrhundert als „Weltbad“ und Sommerresidenz zahlreicher europäischer Monarchen und Künstler.

Die Briefempfängerin war Catharina (Tine) Twesten, Ehefrau von August Twesten (1789-1876), einem evangelischem Theologen und Philosophen, der zunächst als Professor in Kiel und später in Berlin wirkte, wo er Mitglied des Konsistoriums der Provinz Brandenburg und Oberkirchenrat war und den Titel Oberconsistorialrath trug. Im Sommer und Herbst 1846 hielt sich Catharina Twesten mit zwei Töchtern im Kurort Bad Ems auf, wo sie zum Ende der Saison auch ihr Mann besuchte. Die Familie logierte in einem Privathaus  „In der Pfalz. In dem Brief erwähnt die Verfasserin unter anderem die antidänischen Spannungen unter den Amtsträgern von Kirche und Universität der Stadt Kiel im Vorfeld der Erhebung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein.

Eselreiter vor Bad Ems (um 1865)