Postgeschichte Schleswig-Holstein  

Die Husumer Post

 

 

Ansicht der Stadt Husum. Ölbild von Jacob Hopp, 1756

 

Husums Posteinrichtungen und ihre Leiter in früheren Jahrhunderten

Der Postdienst ist in früheren Jahrhunderten in den Wohnungen der Postamtsvorsteher oder in angemieteten Gebäuden abgewickelt worden. Erst seit durch die Einführung der Technik des Telegraphen- und Fernsprechdienstes im vorigen Jahrhundert ein Wechsel von einem Gebäude zum anderen schwierig wurde, ist man zum Bau von Postämtern in den Städten übergegangen.

Die älteste Quelle, die Aufschluss über die Lage einer Posteinrichtung in Husum gibt, ist die bereits erwähnte Botenordnung der Stadt aus dem Jahre 1662, in der es heißt, dass der Bote Schultze vorn in der Neustadt in der Lauterbachschen Wohnung zu finden ist. Gemeint ist das Grundstück Nr. 9. Wie lange Schultze den Dienst versah, ist nicht festzustellen.

Seit 1713 befand sich das Postkontor in der Großstraße 12, und zwar auf dem Grundstück, auf dem später das Thomas-Hotel stand und danach das Kaufhaus Kepa gebaut wurde. In diesem Jahre wurde der bereits erwähnte Friedrich Michael Jovers als Postmeister eingesetzt.

Nach dessen Tod im Jahre 1721 wurde die Post im Haus seines Nachfolgers Asmus Lorentz Jansen aufgenommen. Es lag in der Krämerstraße 14. Jansens Nachfolger hieß Johann Friedrich Rogge. Er wohnte in der Süderstraße (jetzt Nr. 18) und amtierte von 1729 bis 1760.

Danach folgte von 1761 bis 1798 Hans Thayssen. Er betrieb die Post an derselben Stelle, nachdem er das Haus gekauft hatte.

Von 1771 bis 1791 wurde Heinrich Juhl zusätzlich als „fahrender Postmeister" in der Großstraße 16 eingesetzt, während sein Kollege Hans Thayssen für die reitende Post zuständig war. Es gab also zu dieser Zeit zwei Postkontore. Nach dem Tode Juhls im Jahre 1791 übernahm Thayssen wieder beide Ämter. Ihm folgte sein Sohn Peter Thayssen im Amt. Er wirkte von 1798 bis 1802 im selben Hause.

Nach seiner Versetzung an das Generalpostamt in Kopenhagen folgte von 1803 bis 1842 Joachim Dietrich Fahrenholz, der vorher Generalbevollmächtigter im Generalpostamt Kopenhagen gewesen war. Als Postgebäude diente zunächst das Haus Norderstraße 31 und von 1806 ab das Haus Hohle Gasse 18. Nach seinem Tode im Jahre 1843 folgte bis 1848 Johann Christian Schythe.

Er blieb zunächst im bisherigen Postkontor mietweise und zog dann um in die Großstraße 5 (heute Postamt). Auch von 1848 bis 1850 blieb die Post dort unter seinem Nachfolger L. B. Jensen. Dessen Nachfolger Lepper, der von 1850 bis 1851 amtierte, hatte ebenfalls dies Haus inne.

Unter dem darauf 1852 folgenden Postmeister Thiel zog die Post 1854 in die Krämerstraße 14 um. Nach einer dänischen Quelle soll Thiel am 8. Februar 1864 die Stadt unter Mitnahme der Kassengelder und Freimarken verlassen haben.

Von 1864 bis 1865 war das Postkontor auf dem Markt 3, von 1865 bis 1866 in der Hohlen Gasse 6 und von 1866 bis 1867 in der Neustadt 40. Während dieser Zeit leitete der comm. Postmeister Brandt die Amtsgeschäfte.

Im Jahre 1867 wurde das Postkontor in das Haus Norderstraße 3 verlegt. Hier erfolgte die Übergabe an die preußische Postverwaltung.

 

Haus Norderstraße 3, Postkontor von 1867-1868.

 

Bereits 1868 wurde dann wieder in das Haus Neustadt 13 umgezogen, wo die Post unter der Verwaltung des ersten preußischen Postdirektors Mascher stand. Er wurde in diesem Hause 1872 von Postdirektor Picker abgelöst, der bis 1898 amtierte.

Maschers Sohn erzählte 1939: „Ein kleines Zimmer vorn rechts war die Passagierstube, wie das Wartezimmer der Postreisenden damals hieß. Links vom Hausflur befand sich vorn das Schalterzimmer und dahinter ein paar kleine Büroräume, dann die Küche, die zur Dienstwohnung im 1. Stock gehörte, und am Ende des Hausflures der Pesel. Dieser war die Postkammer des Postamts.“

Richard Mascher: Ein altes Husumer Posthaus. In: Alt-Husumer Bilderbuch. Häuser, Straßen und Stätten aus dem Husum Theodor Storms. Mit Texten von Felix Schmeißer u. a. Husum 1939, S. S. 25f.

 

 

Husums erstes posteigenes Dienstgebäude wurde im Jahre 1878 erworben und nach elfjähriger Nutzung zusammen mit dem Nachbarhaus links abgebrochen. Auf dem Grundstück dieser beiden Häuser in der Großstraße entstand danach das heutige Postamt.

 

Im Jahre 1878 hat die Deutsche Reichspost das erste eigene Gebäude erworben. Es stand in der Großstraße an der Stelle, an der sich heute das Postamt Husum 2 befindet. Das Grundstück wurde für einen Preis von 50 000 Mark gekauft. In dem darauf folgenden Jahrzehnt steigerte sich der Betrieb nicht unerheblich, so dass man nach einer neuen dauerhaften Lösung suchen musste. Es gelang, das westlich des Postamtsgebäudes gelegene Haus für einen Preis von 26 800 Mark anzukaufen, so dass sich die Möglichkeit ergab, für einen Neubau eine große Straßenfront zu gewinnen. Im Winter 1888/89 bewilligte der Reichstag die Mittel für einen Neubau in Höhe von 130 000 Mark. Während der Bauausführung wurde der Postbetrieb in einem provisorischen Fachwerkbau abgewickelt, den der Bauunternehmer Struve bis zum Mai 1889 zu diesem Zweck auf dem Posthof errichtet hatte.

 

 

 

 Das Postamt in der Großstrasse wurde am 16. September 1890 in Betrieb genommen.

 

Am 7. Juni 1889 konnte mit dem Ausheben der Baugrube begonnen werden, nachdem zuerst das Haus neben dem alten Postamt und dann das Postamt selbst abgerissen worden waren. Am 12. Oktober 1889 wurde das Richtfest des neuen Postamts in der Großstraße begangen. Der Bau war von vornherein großzügig geplant, wenn man die Maßstäbe der Jahrhundertwende zugrunde legt. Die Straßenfront betrug 26,48m, die Tiefe 16,11m. Die gesamte bebaute Fläche einschließlich eines Packkammerflügels war 557,70 qm groß. Das Amt enthielt zunächst drei Briefschalter und einen Paketannahmeschalter. Eine Dienstwohnung für den Amtsvorsteher war ebenfalls vorgesehen. Die Räume wurden durch Gas beleuchtet. Hinter dem Gebäude und dem Posthof befand sich ein 2300 qm großer parkartig angelegter Postgarten.

Am 16. September 1890 konnte die Einweihung erfolgen.

 

 

Unter Verwendung von Jens Töwe: Die Husumer Post in Vergangenheit und Gegenwart. Husum 1970.

 

 

 

 

 

Brief von Husum nach Flensburg 1861

 

Herrn H. Thamsen/ Flensburg; frankiert mit Dänemark Nr. 7, 4 skilling, (mit Punkt hinter R) orangebraun; dänischer Nummernstempel 31 (Husum) und Dokumentationsstempel BAHNHOF HUSUM/ 11/1/1861.

 

Rückseite: SLESV.P.SP.BUR I./ T1/ 11/1 und Eingangsstempel FLENSBURG/ 11/1/1861.

 

Der Brief wurde mit der am 25. Oktober 1854 eröffneten König Frederik VII. Südschleswigschen Eisenbahn von Husum nach Flensburg befördert.

Die Bahnstrecke führte von Tönning über Husum, Oster-Ohrstedt und Jübek nach Flensburg. Von Oster-Ohrstedt zweigte über Schleswig-Klosterkrug eine Strecke nach Rendsburg ab.

 

 

Husums erster „Englischer“ Bahnhof

 

Die Südschleswigsche Eisenbahn hieß richtig König Frederik VII. Südschleswigsche Eisenbahn. Im Volksmund wurde sie als Schleswigsche oder Englische Eisenbahn bezeichnet.

 

Der 1855 fertig gestellte „Englische Bahnhof“ in Flensburg

 

Bereits 1837 lag der Plan zum Bau einer Bahnlinie von Flensburg über Husum nach Tönning vor. Wie schon im Mittelalter sollte Husum erneut als „Westhafen“ genutzt werden. Ziel war es, im damalig dänischen Südschleswig eine Querverbindung zwischen dem Hafen Tönning an der Nordsee und der Ostsee mit einem Schiffsanschluss nach Kopenhagen zu schaffen, um Flensburgs Atlantik-Handel (Rum) und den Viehexport nach England zu stärken.

 

Vergl. dazu: Der Eisenbahnbau erschloss den ländlichen Raum. Die Frederik VII. Südschleswigsche Eisenbahn machte 1854 den Anfang. Zusammengestellt von Hanswerner Röhr.

Diese ausführliche Darstellung lässt sich als pdf-Datei unterfolgender Adresse herunterladen: http://www.husumer-stadtgeschichte.de/files/Eisenbahnbau.pdf